Ich hoffe nicht, dass meine
Kleine nun denkt dieses Action-Programm zieht sich auf Dauer durch das ganze
Jahr hindurch. In den letzten Wochen waren wir ständig mit Bya-ra unterwegs
und sie hatte so viele Tibet-Terrier-Kontakte wie noch nie. Endlich ist dieser
Hund mal ausgelastet!
Donnerstagabend fuhren wir zum
Ringtraining nach Frankfurt. Die Beteiligung hielt sich stark in Grenzen.
Familie Suk kam nur mit den Jungs Crocket und Sammy, Nr. 3 Shandra war heiß
und ausquartiert. Außerdem kamen noch zwei Manchester-Terrier und ein
King-Charles-Spaniel und zum Glück auch noch Sabine Schupp mit dem kleinen
Mariechen. Und somit war der Abend gerettet, Bya-ra hatte eine Spielgefährtin.
Ich fürchte allerdings, dass sie nun das Ringtraining mehr als Spielplatz und
nicht mehr als Ort zum Arbeiten und Üben ansieht. Zu dumm auch, dass Angelika
Yaris Kumpel Crocket angeleint lassen musste, drehte meine Madame ihm doch
gleich zu Anfang mehrmals das Hinterteil zu. Was ist das denn? Die ersten
Vorboten? Das Thema Ausstellen kann ich bis auf weiteres erst mal vergessen.
Dieser Hund lässt sich nicht ordnungsgemäß stellen. Sie fängt gleich an zu
zicken, sobald man sie im hinteren Bereich berührt. Ist doch was im Busch?
Eigentlich ein bisschen sehr früh. Ich rechne erst Ende September/Anfang
Oktober mit der nächsten Hitze. Das würde auch gar nicht in den Plan passen,
denn sie wäre mir im Moment effektiv noch zu jung zum Mama werden. Vor Ende
des Jahres bitte nicht!
Freitag früh – noch müde
vom Vorabend – ging es gleich um 9 Uhr los, zuerst in Richtung Neuwied, um Brüderchen
Bodhi zu besuchen. Timo, mein Chauffeur, Indra und Bya-ra auf dem Rücksitz und
ich, die Hundemama, in freudiger Erwartung. Als wir in Neuwied ankamen, standen
wir zuerst vor verschlossener Tür, niemand da! Das Haus liegt direkt am Rhein
an der Uferpromenade, so dass wir es uns dort einen Moment gemütlich machen
konnten. Da hörte ich auch schon Gebell im Hintergrund. Klarer Fall, Bodhi!
Ich sah ihn schon am Gartenzaun. Wow! Welch ein hübscher! Er empfing
Schwesterchen und Mama, während Frau Blum und Sohn Johannes Timo und mich begrüßten,
soweit dies bei dem hektischen Hundegewusel überhaupt möglich war. Bodhi
hatte nur ein einziges Interesse an seiner Schwester! Auch ein Möchte-Gern-Deckrüde!
(Ganz der Papa!) Zuerst zickte Bya-ra ihn eine ganze Weile an, später sah sie
es lockerer und ließ Brüderchen ein bisschen üben. Gab er sich doch auch
alle Mühe seiner Schwester zu imponieren. Ich kann nicht genug erwähnen, wie
angenehm überrascht ich war von diesem kleinen süßen Rüden. Ich bin voll
begeistert, was aus ihm geworden ist. Fell von guter Struktur, zwar leicht
lockig, aber durchaus in Ordnung. Es könnte etwas länger sein. Frau Blum
hatte es beim Hundefriseur etwas kürzen lassen. Aber was mich total
faszinierte, war Bodhis Hinterhandwinkelung. Ich stand immer wieder nur
sprachlos da. Boah! Welch eine Winkelung. Der einzige von fünf, der das von
Papa oder von wem auch immer geerbt hat. Und nicht nur das! Ein Charmeur und
Witzbold auf der ganzen Linie. Ich glaube, es würde sich lohnen ihn ankören
zu lassen. Und er würde auch ein guter Papa, trägt er doch ganz liebevoll
seine Kuscheltiere durch die Gegend (auch wie Gesar). Fast wie eine
scheinschwangere Hündin. Gibt es eigentlich auch scheinschwangere Rüden?
Warum eigentlich nicht? Es gibt doch bestimmt auch Rüden mit Kinderwunsch.
Eine interessante Frage. Wir blieben etwa bis ca. 13.30 Uhr bei Bodhi, wurden
mit belegten Brötchen und Kaffee versorgt, die Hunde mit Leberwurstbrot, dann
setzten wir die Fahrt in Richtung Ratingen fort, denn dort warteten noch zwei
Geschwisterchen auf Bya-ra.
A3, Regen, Baustellen, Stau! Um
Köln herum machte es irgendwie gar keinen Spaß mehr. Eigentlich war es gar
nicht mehr weit bis nach Ratingen, aber die Strecke zog sich wie Kaugummi. Ein
Fahrrad, das mitten auf der Fahrbahn lag, hätte der Fahrt ein jähes Ende
bereiten können. Aber zum Glück kamen wir unversehrt in Ratingen im Hause
Mecklenburg an. Bhayani und Luna (bei Bhayani zu Besuch) erwarteten uns schon.
Und wie sich das gehört, wurde Klein-Lunchen an der Haustür von Bya-ra erst
zweimal auf den Rücken gedreht. Man muss ja erst mal klarstellen, dass sich an
der Rangordnung nichts geändert hat. Auf einmal fiel bei Luna der berühmte
Groschen, als sie mich sah. Und sie freute sich riesig - soweit Bya-ra das
zuließ. Yani stand da und wunderte sich über das affige Verhalten der kleinen
Zicken. Der Bann war gebrochen und hätte es nicht ständig geregnet, wäre es
sicher ein Genuss gewesen, den dreien bei Spielen im Garten zuzuschauen. Kein
Streit, keine Probleme. Zum Glück gibt es bei Mecklenburgs genügend Wohnfläche,
so dass die drei auch drinnen gut toben konnten. Nachdem die Hunde ihr Begrüßungs-Leckerchen
erhalten hatten, wurden auch wir Menschen liebevoll versorgt. Es gab leckeren
Stachelbeer-Baiser- und Zwetschgen-Kuchen und Kaffee. Lunchen ist immer noch
die kleine Maus, noch kleiner als Mama Indra. Und wenn man die beiden
nebeneinander sieht, ist Luna ganz klar Indra in kleinerer und weißer Ausgabe.
Süß! Man hätte die beiden eigentlich nie trennen sollen. Sie passen doch
viel besser zusammen als Bya-ra und Indra. Bei uns sieht es immer so aus, als wäre
Bya-ra die Mama und Indra das Kind. Und Lunchen liebt ihre Mama, legte sich vor
sie, wedelte und wedelte und ließ sich von Mama mal wieder betütteln und
waschen. Ist Luna vielleicht auch nicht optisch unbedingt der typische
Tibet-Terrier, ist sie aber dafür von allen am gelehrigsten und willigsten.
Frau Schwedt führte uns mit Sohn Alex und Lunchen einige Kunststücke vor.
Eines davon heißt „Sandwich“. Frau Schwedt hockt sich auf den Boden, Alex
legt sich auf ihren Rücken und Luna springt auf Kommando „Hopp!“ oben
drauf. Man sieht wie viel Spaß ihr das macht. Ebenso läuft sie eine „8“
durch Frau Schwedts Beine. Dieser kleine süße Hund ist ohne Frage zirkusreif.
„Liebe Petra, möchtest du Luna nicht noch ein kleines weißes Pony
dazukaufen?“ Luna ist übrigens die einzige aus unserem B-Wurf, die glattes
problemloses Fell hat. Frau Schwedt betonte jedoch auch, dass es ihr unheimlich
geholfen hätte, dass sie oft mit mir zusammen das Bürsten von Indra geübt
hatte. Dies war in der Zeit als Luna noch bei uns war, weil Frau Schwedt sie
aus beruflichen Gründen erst im Alter von 16 Wochen übernehmen konnte. Nach
heißen Diskussionen über das Thema Fellpflege überlege ich nun krampfhaft
wie ich beim nächsten Wurf in Sachen Beratung noch einiges verbessern kann.
Die meisten Welpenkäufer unterschätzen die Fellpflege und den Kampf mit der
Unterwolle. Man kann gar nicht genug vorwarnen. Vielleicht sollte man vorab ein
Fellpflege-Seminar anbieten. Yani ist da ebenfalls ein schwieriger Kandidat.
Yani ist überhaupt ein ganz besonderes Prachtexemplar. Noch nie habe ich einen
Tibet-Terrier mit solch perfekten Rasta-Locken gesehen. Beim Friseur müsste
man so etwas teuer bezahlen. Leider ist es im Rassestandard nicht erwünscht,
obwohl ich der Meinung bin, dass viele Ur-Tibeter ebenso aussahen. Yani, das
Mohrenköpfchen! Und jetzt verstehe ich Frau Mecklenburg, warum sie ihn so
nennt. Dieser schwarze Bullerkopf ist echt Wahnsinn. Yani ist überhaupt vom
ganzen Körperbau sehr rüdenhaft. Schätzungsweise so groß wie Schwester
Bya-ra. Und Massen von Wolle wie sein Papa. Nach dem Abendessen (Frikadellen
gefüllt mit Schafskäse, dazu Kartoffelsalat. Lecker!) musste Frau Schwedt uns
mit Luna und Alex leider verlassen und Bya-ra hatte nur noch Bruder Yani zum
Spielen. Da kamen alte Rivalitäten durch. Die beiden waren immer meine „Großen“,
beide die ersten auf meinen Schoß und kämpften schon damals um diesen
Besitzanspruch. Aber heute hatte Bya-ra ihren Meister gefunden. Yani wurde mal
kurz sauer, Bya-ra war total verblüfft und ließ von ihm ab. Ich glaube sie
dachte in dem Moment: „Huch! Der ist ja genau wie Papa Gesar!“ Yani ist der
Chef, er strömt soviel Selbstbewusstsein und Ruhe aus. Mecklenburgs können
stolz auf diesen Hund sein. Er hat einen Super-Charakter, denn er steht über
den Dingen und ist mit allen Hunden verträglich. Einen großen Anteil an der
Prägung, den größten eigentlich, hatten daran Mecklenburgs selbst, denn sie
holten Yani bereits im Alter von 9 Monaten hier ab und fuhren kurz darauf mit
ihm zum ersten Mal in Urlaub. Damals war ich schon total überrascht, dass sie
den kleinen Hund bereits ohne Probleme alleine im Hotelzimmer lassen konnten.
Übrigens der gute Yani – bislang noch unverdorben und kein Interesse an
besonderen Beschäftigungen mit der Damenwelt – entdeckte nun die weiblichen
Reize seiner Schwester Bya-ra, darauf schnappte er sich auch noch gleich das
kleine Lunchen. Haben wir ihn da auf was gebracht und verborgene Sehnsüchte
geweckt?
Gegen 21 Uhr, es war noch hell,
regnete aber immer noch Bindfäden, entschlossen Timo und ich uns zur
Heimfahrt. Die Fahrt war alles andere als spaßig. Die Sicht war durch den strömenden
Regen mehr als schlecht und wir waren heilfroh, als wir zu Hause ankamen, zumal
Timo auch mit aufsteigender Müdigkeit zu kämpfen hatte.
Nun legen wir eine Ruhepause in
Sachen „Hundebesuche“ ein. Jedenfalls vorerst!
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