Meine Sorgenfellchen und das Auf und Ab im Hause Srinagar
Danda
Bya-ras Eskapaden in der letzten Zeit würden Bücher füllen
…
Angefangen mit den Nächten, in denen sie es wohl besonders
eilig hatte, aber es nicht für nötig hielt mich zu wecken … Es kam zweimal vor,
dass ich von einem merkwürdigen Duft geweckt wurde. Einen Tag später
frühmorgens nahm sie es mir wohl übel, dass ich – nachdem ich ihr durchaus die
Möglichkeit gegeben hatte sich im Garten zu erleichtern – doch erst mit Gesar
und Indra eine kleine Runde drehte. Den Protest fand ich dann auf den Fliesen
wieder …
Ausgerechnet an meinem Geburtstag war sie wohl besonders
mies drauf, denn sie nahm sich mal wieder Indra vor. Ich habe keine Ahnung wie
diese Prügelei überhaupt zustande gekommen war, denn ich befand mich im
Nebenzimmer, als ich Gebell hörte und auf heftiges Spielen zwischen Bya-ra und
Milka schloss. Praktisch kurz vorm Knall! Als ich um die Ecke bog, kam mir
Milka entgegengeflitzt, die wohl versucht hatte das blonde Fellbündel, das aus
Bya-ra und Indra bestand, zu trennen. Ich griff nach der für solche Fälle
bestens geeigneten Rappeldose, es schepperte neben Bya-ra, das blonde Gewusel
löste sich auf und schaute mich erschreckt an. Als Grund für diese
Auseinandersetzung vermute ich, dass Bya-ra und Milka sehr grob im Spiel wurden
und die kleine zarte Oma Indra meinte sie müsste die beiden trennen, wobei sie
dann leider selber ins Gewühl geriet. Dafür dass es eigentlich mein Geburtstag
war ging an diesem Tag verdammt viel daneben. Nachmittags beim Spaziergang mit
Milka nahm ich ausnahmsweise Indra mit, da ich sie nach den Vorkommnissen nicht
unbeaufsichtigt mit Bya-ra zu Hause lassen wollte. Scheinbar waren meine beiden
Mädchen noch durch den Wind und eine Hundehalterin, die ihren Beagle nicht im
Griff hatte, tat ihr übriges dazu. Dieser ignorierte nämlich Frauchens Rufen,
rannte wie der geölte Blitz hinter uns her, immer knapp in Reichweite meiner
Damen, die logischerweise beide austickten. Sogar Indra, die zwar niemandem
wirklich etwas tut, aber im Schutze von Enkelin Milka ebenfalls zur Furie
wurde. Ich war froh, dass Beagle samt Frauchen in die andere Richtung abzog,
ahnte aber nicht, dass sie kurz darauf wiederum unsere Richtung einschlug und
ihr immer noch ungehorsamer und nicht angeleinter Hund uns noch ein weiteres
Mal traktierte. Dass sich dies alles auf einer Fahrstraße abspielte schien die
Beagle-Besitzerin wenig zu stören. Milka hat an diesem Tag sogar zwei Kinder
angebellt. Das hatte sie noch nie getan. Sie ist mit ihren 15 Monaten einfach
noch nicht gefestigt genug und die Unruhe im Rudel hatte sie wohl total
verwirrt.
Ganz den Vogel hat Bya-ra abgeschossen, als sie beim
Morgenspaziergang mit Kar-mi völlig durchknallte und in fremdem Terrain und in
vollem Tibi-Turbo-Speed durch den Wald 2 km die Fahrstraße zum Parkplatz
zurücklief. Dann saß sie beim Auto mit einem Blick, als wollte sie sagen: „Wo
bleibt ihr denn so lange? Ich will heim!“ Da ich selbst nicht mit von der
Partie war, hatte sie wohl die Befürchtung ich würde zu Hause währenddessen den
anderen Hunden schon das Frühstück bereiten. Sie hat ohnehin zur Zeit wieder
Hungerattacken wie eine Schwangere. Bei Spaziergängen wirkt sie oft unsicher,
hatte jetzt sogar Tage, an denen ihr Fußgänger missfielen, ein anderes Mal
wieder lief sie locker flockig und übermütig über die Wiesen. Vorletzte Woche
war ich daraufhin mit Milka und Bya-ra in der Hundeschule in Rodheim und wir
haben in der Nähe der Schule, wo ein bisschen Publikumsverkehr, aber in
dosierter Form stattfindet, das Leine gehen geübt. Mutter und Kind neigen etwas
dazu an der Leine kreuz und quer zu laufen, auch zu ziehen, so dass das
ordentliche Laufen – auch ohne strenges Bei-Fuß-gehen dringen aufgefrischt
werden musste. Seitdem ist Bya-ra beim Gassigehen wieder recht brav. Wobei wir
allerdings bis jetzt noch keinen Hunden begegnet sind. Aber Spaziergängern und
Joggern gegenüber hat sie sich ganz toll verhalten. Das Üben in der Hundeschule
hat uns beiden wohl Sicherheit gegeben. Außerdem hatte ich einen Termin mit
unserer Hundetrainerin zu einer „Social Walk“-Übungsstunde hier in unserem
Revier vereinbart, um festzustellen, ob Milkas zeitweiliges Auftrumpfen
gegenüber fremden Hunden territoriale Gründe hat. Als Übungspartner diente ein
netter gut sozialisierter Rüde, ehemals Straßenhund. Beim ersten Anblick konnte
man bei Milka eines klar und deutlich erkennen, nämlich dass sie, nachdem sie
ihn eingehend aus der Ferne beäugt hatte, unbedingt zu ihm hin wollte, was sie
durch Quietschen und Fiepsen erkennen ließ. Den ersten Kontakt – Nase an Nase –
quittierte sie allerdings mit Gebell, wenn auch nicht aggressiv, sondern nur
aus Unsicherheit. Inzwischen hatte sie sich in den jungen Mann verliebt und
animierte ihn zum Spielen. Das Kind hatte den Test mit „gut“ bestanden, so dass
ich Mama Bya-ra holen konnte, da für sie das Üben von Hundebegegnungen auf
jeden Fall angebracht ist. Sie schaute erst mal kritisch, wer sich da ohne ihre
Genehmigung auf ihrer Wiese herumtreibt. Ab einer gewissen Entfernung meinte
sie, sich aufplustern und ihre Meinung dazu kundtun zu müssen. Sie beruhigte
sich aber gleich wieder. Wir wollten sie nicht überfordern und lobten sie
nachdem sie eine Weile brav und auf Distanz an dem Fremdling vorbeigelaufen
war. Sie war recht friedlich, allerdings ohne direkt Kontakt aufzunehmen.
Nun zu Indra. Sie ist eine kleine Kläffhexe. Des Öfteren
sitzt sie vor meinem Mann und kläfft ihn an. Sie will ihm etwas sagen, aber wir
wissen nicht was. Es ist bei ihr kein andauerndes Bellen, sondern immer kurze
Kläfftöne wie „Wäff“ Wäff“ und Gebrummel. Manchmal sitzt sie auch allein im
Wohnzimmer während alle anderen – Hunde und Menschen – sich in anderen Räumen
aufhalten. Und plötzlich hören wir dieses „Wäff“ so als wollte sie rufen „Hey!
Ihr habt mich vergessen!“ Oder sie scheint im Schlaf zu erschrecken, etwas
gehört oder schlecht geträumt zu haben, schlägt dann Alarm und bringt das ganze
Rudel ohne Grund in Aufruhr. Ich glaube sie überschätzt sich derzeit etwas,
denn sie meint alles und jeden im Griff zu haben und mein Mann nennt sie
„Feldwebel in Miniaturausgabe“.
Mit all dem nicht genug, habe ich hier auch noch ein auf
drei Beinen hüpfendes Milka-Hundekind. Es begann während eines Spaziergangs im
Schnee, irgendwann nach Weihnachten. Zuerst sah es für mich aus, als hätte
Milka vielleicht eine Tannennadel zwischen den Ballen, die piekste. Ich konnte
aber nichts finden. Sie schonte zeitweise das rechte Hinterbein, zog es während
des Laufens hoch. Auch hatte ich das Gefühl, es wäre auf hartem Boden besonders
schlimm. Nach einer Weile hatte sie sich eingelaufen und das „Ticken“ war weg.
Die nächsten Tage das gleiche Spiel. Mal mehr – mal weniger. Dann bildete ich
mir sogar ein das Symptom wäre über einen längeren Zeitraum (2 Wochen?) ganz
verschwunden und hatte es bis vor einigen Tagen schon halb vergessen. Die Sorge
es könnte sich um eine Patella-(Kniescheiben)-Sache handeln, veranlasste mich
als erstes dem Futter wieder täglich „Grüne Lippenmuschel“ zuzufügen, damit
Bindegewebe, Bänder und Sehnen gestärkt werden. Seit letzten Freitag lief Milka
wirklich gar nicht gut, wobei es bei langsamem Tempo an der Leine unscheinbar
war oder gar nicht zu sehen, aber ausartete sobald sie richtig Gas geben konnte
und frei lief, genauer gesagte trabte. Uns bleibt der Gang zum Tierarzt nicht
erspart und auch nicht Milka-Kind-Wirbelwind vorsorglich ruhig zu stellen,
falls es sich um eine Zerrung handeln sollte. Einen Tierarzt-Termin konnte ich
leider erst für nächste Woche Donnerstag ergattern, so dass ich in einem
Schnellentschluss die Physiotherapeutin angerufen und einen Termin für morgen
vereinbart habe. Oma Indra nehme ich gleich mit, denn die Akupunktur wegen
ihrer Rückenprobleme hatte ihr scheinbar gut getan. Ich habe Milka zusätzlich
zur verordneten Ruhe 2 x täglich Traumeel gegeben und heute – auf einer kleinen
Gassirunde an der Leine in gemäßigtem Tempo - lief sie problemlos.
Genug geschimpft und geklagt, sonst kommen meine lieben
Leser noch auf den Gedanken, ich würde Monster züchten. Es ist immer noch so,
dass es neben den Sorgen um die Vierbeiner auch viele schöne Momente gibt –
echte Glücksmomente! |