So ist das oft, der
Blick aus dem Fenster, draußen ist es trübe, grau und unfreundlich,
man kann sich zum Gassigehen kaum aufraffen, aber wenn man dann – wie
ich heute – im Wald unterwegs ist, genießt man die Stille und die
frische Luft.
Auf der dünnen Schneedecke lässt es sich heute
sehr gut laufen, nicht nass, nicht glatt, und obwohl die wärmenden
Sonnenstrahlen fehlen, hat der Spaziergang im Wald seinen besonderen
Reiz.
Die Hunde sind
fasziniert von all den Gerüchen und Spuren, die bei Schnee sogar wir
Menschen „lesen“ und ausnahmsweise das Interesse unserer Hunde
wenigstens halbwegs verstehen können, wenn sie ewig mit der Nase im
Boden vergraben an einer Stelle verharren, wo unsereins doch ganz
gerne endlich endlich den Spaziergang fortsetzen würde. An solchen
Tagen werden sogar aus unseren Tibetern Spür- und Fährtenhunde.
Auf der großen Wiese
hinter unserem Grundstück treffen wir wieder, wie fast täglich, auf
fünf Rehe, die sich gerade langsam in den Wald zurückziehen, nachdem
sie uns eine ganze Weile beäugt haben. Sie verschwinden im Dickicht
und wir sehen nur noch ihre „Rücklichter“.
(Hinweis: Das Fell der Rehe weist im
Winter einen leuchtend weißen, fast kreisrunden Fleck am Hinterteil
auf, genannt „der Spiegel“, er dient als Signal des winterlichen
Rudels, bei Flucht folgt jedes Reh den „Rückstrahlern“ der vor ihm
laufenden Artgenossen.)
Übrigens: Wir hatten
mit Gesar und Indra noch nie Probleme, wenn wir einem oder mehreren
Rehen begegnet sind. Ich kann nicht garantieren, dass Indra nicht doch
mal einer Maus, Amsel oder Krähe nachjagt, habe aber mit Rehen bisher
nur gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht auch, weil sie uns -
besonders ab Mai, wenn die Kitze geboren werde - oft täglich mehrmals
begegnen. Bei einem Morgenspaziergang im letzten Sommer beobachteten
die beiden zusammen mit meinem Mann das Spiel eines Bockes und einer
Ricke, ohne dass sie auch nur den geringsten Ansatz zeigten, an dem
Spiel teilzunehmen.
Beim Weitergehen auf
der Wiese stoßen wir auf die Losung eines Wildkaninchens. Jetzt muss
ich meine Hunde ermahnen, denn sie finden diese Hinterlassenschaften
besonders lecker. Oder Gesar findet gar die Spur seines Feindes Nr. 1
(eines Basenji-Rüden aus der Nachbarschaft). Vor einigen Tagen
entdeckten wir Spuren eines Tieres, die wir trotz Recherchen bisher
nicht deuten konnten.
Und immer wieder ein
Bild, das mich begeistert, wie Bya-ra mit Stöckchen bewaffnet
ausgelassen durch den Schnee tollt, voller Lebenslust und Übermut.
Manches Mal gibt sie dabei soviel Gas, dass sie ihre Mami über den
Haufen rennt. Gibt es etwas schöneres als Tibet-Terrier im Schnee?
Meine beiden blonden Mädels sehen in ihrem hellen Wuschelfell im
Schnee aus wie echte Yetis!
Manchmal habe ich unterwegs das Gefühl, Bya-ra
hätte gerade einen Geist gesehen. Mein Hund wird immer kleiner, die
Rute klappt runter ... „Kommt, lasst uns gehen, hier ist es gefährlich
und dieser Weg ist ganz schön blöde!“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich
ihr glauben soll, denn sie ist nicht die Mutigste und hat nur zu Hause
das Sagen, aber ihre Mama Indra hat mich schon des öfteren auf Dinge
aufmerksam gemacht bevor ich sie selbst bemerkt habe und ich weiß,
wenn sie sich aufrichtet, den Kopf reckt, eventuell noch vor sich hin
grummelt, dann ist irgendetwas in der Nähe, was sie wachsam werden
lässt und auch für mich eine Warnung sein sollte. Es kann sich
durchaus nur um eine harmlose Maus oder ein Eichhörnchen handeln, wir
hatten aber auch schon Begegnungen mit Fuchs und Wildschwein.
Erinnerungen:
Es ist schon einige Jahre her, als wir mit
Indra an einem lauen Sommerabend in der Dämmerung noch spazieren
gingen. Sie schnupperte und schnüffelte und für uns sah es aus als
hätte ein Blatt ihr Interesse geweckt. Bei näherem Hinsehen erkannten
wir, dass sie gerade einem Amselbaby einen „Kuss“ gab.
Köstlich amüsiert
hatte ich mich, als mich Gesar während eines Spaziergangs mit ihm
alleine im Wald auf ein Schild aufmerksam machte. Er gebärdete sich
wie ein Verrückter und ich lachte ihn aus. Natürlich stand an dieser
Stelle sonst nie ein Schild und nach Gesars Meinung gehörte
es dort nicht hin. Als ich näher kam, konnte ich sehen, dass es
ein Warnung war, hier fand eine Treibjagd statt. Okay, mein Hund hatte
recht, wir gingen dort nicht weiter und drehten um!
Ebenso lustig war
eine überraschende Begegnungen zwischen Gesar und einem Fasan im
Urlaub (einer von vielen) an Dänemarks Nordseeküste. Gesar schnüffelte
im hohen Gras bis auf einmal schreiend und alarmschlagend ein
Fasanenmann aufflog. Gesar war dermaßen verblüfft und es sah aus, als
wollte er fragen, warum sich denn der Fasan so aufregt. Dieser Hund
hat echt null Jagdtrieb!
Am Ende des Rückweges
meines Winterspaziergangs denke ich daran, welches Chaos mich gleich
erwarten wird, wenn ich mit den Hunden die Wohnung betrete. Man weiß
nicht so ganz, ob man nun am besten zuerst die Hunde trockenlegt oder
sich selbst von den nassen Schuhen und Klamotten befreit. Auf jeden
Fall sollte man keinen allzu großen Wert auf eine ständig topsaubere
Wohnung legen, sonst ist man nicht zum Hundehalter geboren.
Ich wünsche allen
Hundebesitzern viel Spaß bei ihren Spaziergängen mit ihren
Vierbeinern! |