Tagebuch-Archiv

Gabi

Gestern waren wir richtig gut

31.07.2011
 

Viel Lob durften wir einstecken, sowohl Herrchen und Frauchen wie auch die Vierbeiner Bya-ra und Milka. Unsere Trainerin war am Ende der Unterrichtsstunde mehr als zufrieden mit allen Beteiligten. Die Beste war natürlich die kleine Oma Indra, die uns beim Üben permanent zwischen den Füßen herumlief, um nicht zu kurz zu kommen beim Leckerchen verteilen.

Ja, es hatte sich bezahlt gemacht, dass ich täglich intensiv den Blickkontakt geübt habe, vorwiegend mit Milka, oder auch mit beiden Mädchen zusammen, wo es aber noch hapert, weil Bya-ra viel zu unaufmerksam ist und sich nicht lange konzentrieren kann. 

Der Unterricht fand auf Grund von unsicheren Witterungsverhältnissen anfangs im Hof der Hundeschule statt. Milka und ich führten vor, was wir geübt hatten (Ansprache, Blickkontakt, Absitzen, Leckerchen, nochmals Blickkontakt, abschließend Freigabe oder „Wir gehen“). Die Trainerin war sehr zufrieden mit uns. Herrchen hatte währenddessen das Vergnügen mit der jammernden Bya-ra den gleichen Ablauf zu trainieren. Obwohl Bya-ra sich kaum von Milka und mir losreißen konnte – „Mein Kiiinnd! Mein Frauchen““ -  bekam auch dieses Team ein Lob von der Trainerin. „Stressi“ Bya-ra brauchte allerdings öfter eine kleine Pause. Diese Pausen nutzten beide Mädchen zum Schnüffeln und um durch den Hof zu rennen. Meine Milka – meine kleine Wasserratte – nahm bei dieser Gelegenheit nach langer Zeit wieder ein Bad im Planschbecken. So richtig schön mit Abtauchen bis nur noch Nase, Augen und Ohren aus dem Wasser schauten. Die letzte Übung bestand darin das Erlernte unter erschwerten Bedingungen d.h. mit Ablenkung auszuführen. Anfangs nur indem ein Ball durch den Hof rollte. Beim ersten Mal machte Milka Anstalten dem Ball nachzurennen, war aber sofort wieder bei mir und arbeitete konzentriert mit. Der Schwierigkeitsgrad wurde erhöht, als die Trainerin das große Hoftor öffnete und wir das Training auf Bürgersteig und Straße verlagerten. Milka fing natürlich an wie üblich an der Leine zu ziehen und entwickelte echte Zugpferdqualitäten. Die Trainerin zeigte mir wie ich mich in diesem Fall verhalten muss. Auf keinen Fall darf Milka mit dem Ziehen an der Leine erfolgreich sein. Ich halte also dagegen. Ich darf keinen Millimeter nachgeben, aber auch selbst nicht in die Gegenrichtung ziehen. Einmal kann man den Versuch wagen den Hund mit seinem Namen  anzusprechen. Reagiert er nicht, dann wartet man auf einen günstigen Moment, wenn der Hund kurz Aufmerksamkeit anbietet, spricht ihn an, beginnt wie oben beschrieben und schließt ab mit „Wir gehen hier“ in Richtung Straße laufend. Milka ließ sich aber nur schwer beruhigen, zumal ganz in der Nähe ein Hund bellte, was sie ganz aus der Fassung brachte. Nebenbei noch eine unruhige Bya-ra, die sich aufregte, weil sie sich mit Herrchen einige wenige Meter auf dem Bürgersteig übend von der Allgemeinheit entfernte. Die Trainerin übernahm Milka kurz und begann noch einmal mit dem Versuch ohne Ziehen und Zerren den Hof zu verlassen. Es bedurfte mehrerer Anläufe, wobei sie sogar noch mehrmals weiter nach hinten in den Hof gehen und die Übung noch einmal von dort aus starten musste, damit Milka sich beruhigte. Am Ende der Unterrichtsstunde aber lief Milka sogar an der Seite meines Mannes draußen auf dem Bürgersteig ohne Theater entlang - und das trotz bellendem Nachbarshund auf der anderen Straßenseite. Mit diesem Erfolgserlebnis beendeten wir das gestrige Training. Na ja, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen … aber immerhin sind Erfolge zu verzeichnen, wenn auch immer nur kleine. Und ohne Fleiß keinen Preis. Das ist nun mal so. 

Als wir heute Nachmittag auf der Terrasse saßen und die ersten Sonnenstrahlen nach der Schlecht-Wetter-Periode genießen wollten, war an Ruhe nicht zu denken. Um uns herum überall Hundegebell und ständig Passanten mit und ohne Hund. Die Nachbarschaft war auf den Beinen, denn nicht nur wir wollten die Sonne nutzen. Leider musste ich wieder mit Schrecken feststellen, wie schwierig es doch ist, die Damen vom Randalieren am Zaun abzuhalten, wenn ringsherum Artgenossen unterwegs sind. Beide Mädels sind doch recht aufgeregt, egal ob Freund oder Feind unterwegs ist. Entweder wird gequietscht und geheult oder geknurrt und gebellt. Auf jeden Fall wird es laut und ungemütlich und ich kann es nur begrenzt ausbremsen. Ob die oben beschriebene Übung auch in diesem Fall Sinn macht? Als ich versucht habe die beiden abzurufen, konnte ich Milka beobachten, wie sie in dieser Konfliktsituation immer abwechselnd zwei Schritte zu mir und zwei zum Zaun machte, immer hin und her hüpfte, und wie schwer ihr die Entscheidung zwischen "Bellen mit Mama am Zaun" und "Leckerchen von Frauchen" fiel. Aber ist das hier überhaupt der richtige Weg?

Vielleicht sollte ich, wenn sie sich in Situationen, in denen es ihr dermaßen schwerfällt sich für mich zu entscheiden, den Jackpot auspacken und auch die Konzentrationsübung unter den Tisch fallen lassen, natürlich nur bis Milka erkannt hat, dass es sich lohnt die Entscheidung pro Frauchen zu treffen.  

Ich frage mich gerade … so beim Korrekturlesen … Hatte ich nicht früher in meinen Tagebuch einen etwas anderen Schreibstil? Lockerer?

Noch was vergessen zum Thema „Randale am Fenster“

Man stelle sich bildlich vor: 

Milka und Bya-ra schauen aus dem Fenster zur Straße hin, weil dort eine scheinbar aufregende Persönlichkeit unterwegs ist.

Vorderpfoten auf der Fensterbank, Hinterpfoten auf der Lehne der Couch, mich gucken die Hinterteile an.

Die Mädels in heller Aufregung.

Auf einmal ist Bya-ra WEG!!!

Ein recht bedröppelt drein schauender Hund kriecht aus dem Spalt zwischen Heizung und Couch hervor.  

Heute passiert. Nur bitte jetzt nicht glauben sie hätte aus dieser Erfahrung etwas gelernt.

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Gabi

Es war ein laaaanger Tierarztbesuch

29.07.2011
 

Dachte ich doch, unser Termin wäre für 8.30 Uhr angesetzt gewesen … Also morgens alles flotti flotti um rechtzeitig beim Tierarzt auf der Matte zu stehen. Milka und Indra blieben zu Hause, denn es ging heute nur um Bya-ras Impfung und Vorsorge, d.h. Blutuntersuchung. Indras Termin musste ja aus bekannten Gründen verschoben werden. Frühstück fiel aus, für alle Beteiligten, da Bya-ra nüchtern antreten musste. Ich erklärte mich solidarisch und verschob mein erstes Käffchen auch, in der Annahme bald wieder zu Hause zu sein und mein Frühstück in Ruhe zu mir nehmen zu können. Indras Kläffen konnte ich schon vernehmen, als ich das Auto aus der Garage fuhr. Milka ergibt sich in solchen Fällen einfach ihrem Schicksal und geht brav aufs Deckchen. In der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft. Dies ist wirklich eine ihre äußerst angenehmen Eigenschaften. 

In der Praxis angekommen – nachdem Bya-ra wieder vor lauter Aufregung peinlicherweise den Bürgersteig mit Häuflein gepflastert hat, obwohl sie vorher eigentlich ALLES erledigt hatte – wunderte man sich über mein überpünktliches Erscheinen. Es war 8.20 Uhr und angeblich hätten wir erst um 9 Uhr einen Termin und wir sollten doch noch ein bisschen spazieren gehen. So mussten auch wir uns unserem Schicksal fügen und notgedrungen eine große Runde laufen, erst durch die Siedlung, dann noch ein Stück an den Rand eines Gebietes mit Wiesen, wo jeder aus der Umgebung mit Hund seine morgendliche Runde dreht. So kamen wir unvermittelt zu einer kleinen Übungsstunde. Leider ohne Leckerchen, da Madame zur Blutabnahme nüchtern erscheinen musste. Und es zeigte sich wieder deutlich, habe ich nur eine meiner Granaten an der Leine, läuft alles mehr oder weniger entspannt und problemlos. Es hat sich auch weiter gezeigt, wie unsicher und ängstlich Bya-ra manchmal ist. Mit mir alleine sucht sie eher meinen Schutz und ist sehr aufmerksam, orientiert sich also an mir. Solange Milka nicht dabei ist. Außerdem ist mir aufgefallen, dass es durchaus Unterschiede gibt, WO man läuft. Diese breiten Bürgersteige und großen Straßen in der Stadt bzw. im Wohngebiet entpuppen sich doch als himmelweiter Unterschied zur Straße, in der wir wohnen. Bei uns ist selbst ein Hund auf der anderen Straßenseite noch zu dicht und löst wüstes Gebell bei meinen Mädchen aus. Die Hunde, die wir heute auf Entfernung gesehen haben hielten sich alle an Bya-ras Individualdistanz. Und die Hunde, die sich beim Verlassen des Wartezimmers Richtung Ausgang aufhielten, nahm Bya-ra vermutlich gar nicht mehr wahr. Nix wie weg hier! 

Für die Untersuchung selbst nahm sich unser Tierarzt wieder sehr viel Zeit. Und er wunderte sich, dass die ihm als „sanft und lieb“ bekannte Bya-ra der schuldige Teil an Indras Verletzung sein sollte. Ja, man versteht es nicht. Sie kann Menschen gegenüber, denen sie vertraut, zuckersüß sein. Und man könnte verstehen, wenn sie zu diesem Tierarzt nach der Tortour von drei Operationen kein Vertrauen mehr hätte. Es scheint mir als wäre das Gegenteil der Fall. Sie ließ auch heute alles über sich ergehen ohne einmal „Piep“ zu sagen. Witzig, dass sie beim Blutabnehmen immer wegschaut und den Kopf in meinem Arm vergräbt. Na ja, ich kann auch kein Blut sehen. Wir entschieden uns, nachdem wir Bya-ras Gesundheitszustand besprochen hatten und der TA sie untersucht hatte, sie auf Grund ihrer Stressanfälligkeit auf Borrelien zu testen, die Schilddrüsenwerte zu prüfen, auch Freie T4) und außerdem das übliche Blutbild. Eine Tollwutimpfung, die für die Einreise nach Dänemark vorgeschrieben ist, blieb Bya-ra erspart. Das Serum hat noch Gültigkeit bis 2013. Die anderen Impfungen haben noch Zeit bis nach dem Urlaub. Auch Milka braucht vorerst nicht geimpft zu werden. Lediglich Indra, die aber noch bis 14 Tage nach Entfernen der Klammer an ihrer Wunde warten muss. Zusätzlich benötigt die Oma auch noch einen Chip, der seit Juli d.J. nötig ist. Ömchen, auf ihre alten Tage noch gechipt werden … 

Als wir nach 10 Uhr in unsere Hofeinfahrt einbogen hörte ich noch oder wieder Indras weinerliches Bellen. Milka lag bei ihr, aber das schien kein Trost zu sein. Ich glaube sie dachte wir kämen nie wieder und sie müsste elend verhungern … So wie jetzt … Sie läuft seit einer Stunde auf und ab und wartet aufs Abendessen. Zwischendurch versucht sie mich durch Gebrummel zu aktiveren. Sie wird sich wohl oder übel noch eine weitere Stunde in Geduld fassen müssen.  

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Gabi

Die Tage nach dem Kleinkrieg

27.07.2011
 

Bya-ra hat nun die freie Wahl:

Einzelhaft oder Maulschlaufe oder sich gesittet zu benehmen.

Immer wenn sie ihr Séparée verlassen wollte, habe ich ihr die Maulschlaufe vor die Nase gehalten. „Ach nee, Frauchen, dann bleib ich doch lieber hier im Büro.“ Natürlich will und kann ich sie nicht 24 Stunden wegsperren, auch nicht wenn es nur Kindertürgitter sind, die sie von Indra trennen. Zeitweise trug sie doch ihre Maulschlaufe und durfte beim Rest der Familie sein. Solange sie nur ruhte und schlief war es kein Thema. Aber Laufen kann man ihrer Meinung nach mit so einem seltsamen Teil nicht. Schon gar nicht im Garten. Sie wird sich daran gewöhnen müssen. Wenigstens um in kritischen Situationen vorzubeugen. Immerhin hat sie sie letztes Jahr schon einmal zur Sicherheit tragen müssen, als uns Welpenkäufer mit kleinen Kindern besucht haben. Ich trau dem Braten nicht!  

Bya-ra macht den Eindruck, als würde sie durch die Ruhe und das Alleinsein langsam runterfahren und über ihre Schandtaten nachdenken. Letzteres ist äußerst unwahrscheinlich.

Schmoll!

 

Heute Morgen, als ich vom Arzt kam – Ja, manchmal muss auch Frauchen selbst zum Arzt – hat sie sich wieder wie dolle aufgeführt und geschimpft wie ein Rohrspatz. Ich musste ihr immer wieder den Rücken zudrehen und jedes Mal, wenn sie sich beruhigte und ich mich ihr zuwenden wollte, ging das Affentheater von neuem los. In solchen Momenten kann ich sie behandeln wie Luft, durch sie hindurchsehen, in Ruhe meiner Arbeit nachgehen, so tun als wäre sie gar nicht da. Und wenn es sein muss ziehe ich das durch bis zur Bewusstlosigkeit. Irgendwann kapiert sie es. Bei manchen dauert es eben etwas länger, weil sie sich so reinsteigern, dass sie nicht mehr klar denken können und weil sie Frust haben und es nicht wahrhaben wollen, dass Frauchen nicht funktioniert wie gewünscht. Milka dagegen, das schlaue Mädchen, das beobachtet, testet und bewertet, liegt meist von vornherein brav wartend auf der Decke, denn sie weiß genau, wann ich 100% konsequent bin. Leider aber auch, wann sie mich austricksen kann bzw. wann ich abgelenkt bin.  

Seit Tagen übe ich mit Milka mehrmals täglich die Übung „Blickkontakt“, die wir uns am Samstag erarbeitet haben. Es klappt von Tag zu Tag besser und Milka macht es sichtlich Spaß. Wir trainieren es bis wir es beide im Schlaf können.  

Heute folgende Situation, bei der ich mich schon wieder ertappt habe wie dieser "Jetzt geht das schon wieder los!"-Gedanke in mir hochkam. Eigentlich bin ich immer sauer auf mich selbst, dass ich es nicht gebacken kriege die Hunde ruhig zu stellen. Ein Schritt aus der Wohnung auf die Terrasse und schon wieder Randale, weil das neue Hundebaby von nebenan auf dem Bürgersteig läuft. Und so ein Hundebaby braucht viiiiiiiel Zeit bis es gepieselt hat. Also meine Damen durchgedreht, gequietscht, gebrummelt, sich nicht mehr eingekriegt, ab durch den Garten Richtung Zaun am anderen Ende des Grundstücks. Keine Chance für mich! Ohren auf Totaldurchzug! Dann kamen sie wieder mit Vollgas zurückgeschossen, meine Bekloppten. Ich hatte gerade eine Schüssel in der Hand, wollte eigentlich damit zum Kompost. Diese fiel mir doch REIN ZUFÄLLIG aus der Hand. Das war die Gelegenheit und ich konnte Bya-ra mit Stop-Signal abbremsen. Also eigentlich habe ich nur "STOP" gebrüllt, aber sie lag mit einem Schlag im Platz. Hä? Wie jetzt? Keine Ahnung, was das sollte. Milka bekam ich dann langsam auch geregelt, indem ich die bereits beschriebene Übung mit Blickkontakt mehrmals mit ihr durcharbeitete, immer und immer wieder, und meine Milka wurde immer konzentrierter und immer mehr auf mich fixiert. Und das Hundebaby, das in der Nachbarschaft auf Achse war wurde immer unwichtiger. Bin ich auf dem richtigen Weg? 

Noch was zum Schmunzeln: 

Oma Indra, die sich so zusammenrollen kann wie ein kleines Häuflein und in jeden Schuhkarton passen würde, war auf der Suche nach einem kuscheligen Plätzchen, entdeckte den Karton mit den Hundespielsachen, wollte dort einsteigen und löste damit lauten Quietsch- und Plüschtierprotest aus: Quiiiiiiiiiietsch! Huuuuuuuuuuup!  Es hat sie aber nicht gestört. Sie fand es trotzdem gemütlich.

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Gabi

Die Nacht verlief friedlich

26.07.2011
 
Die Omi im Prinzessinnen-Kuschel-Laufstall

geschützt vor der bösen Welt und vor allem vor bösen Töchtern:

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Gabi

Bya-ra verträgt das Training nicht

25.07.2011
 

Ist zuviel Training ungesund? Bei einem Hund wie Bya-ra sieht es ganz danach aus. Der Schuss „Wir üben wieder“ ging dann wohl nach hinten los. Heute Morgen, ich lag noch im Dämmerschlaf, alles noch dunkel im Raum, fahre ich auf einmal ruckartig hoch, weil irgendwo im Zimmer eine Prügelei stattfindet. Ein Sprung aus dem Bett, Licht an, dann habe ich mich um Schadensbegrenzung bemüht und versucht die wütende Bya-ra von Indra runter zu pflücken. Milkas zaghafte Versuche mich zu unterstützen schlugen fehl. Ich bin überhaupt kein Morgenmensch, gehöre zu den Personen, die es langsam angehen lassen und erst mal ihr Tässchen Kaffee brauchen. Auf solch ein „Fröhliches Erwachen“ kann ich gut und gerne verzichten. Der ganze Tag war und ist im Eimer! Überall Blutstropfen auf dem Teppich und auf den Hundekissen. Oma Indra fertig mich sich und der Welt und Frauchen auch. Bya-ra wurde des Zimmers verwiesen, so schnell konnte sie gar nicht gucken, da fand sie sich im Nebenraum wieder. Tief Luft holen. Oma Indra auf Verletzungen überprüfen. Tierarzt anrufen. Stress! 

Um Viertel nach 10 Uhr stand ich mit Indra in der Tierarztpraxis. So hatte ich meine alte kleine Hündin noch nie erlebt. Völlig panisch! Sie, die immer ohne mit der Wimper zu zucken sämtliche Untersuchungen, auch unangenehme, über sich hat ergehen lassen, wehrte sich nach Leibeskräften und versuchte sogar um sich zu beißen, so dass der Tierarzt ihr eine Maulschlinge verpassen musste. Ein Loch im Unterkiefer war das traurige Ergebnis der Prügelei in den Morgenstunden. Es musste getackert werden und Indra bekam Antibiotika (Injektion heute und Tabletten ab Mittwoch).  

Und warum das ganze Theater? Ich vermute Indra war aufgestanden und im Dunklen auf Bya-ras Schatten getreten. Unverzeihlich!  

Ist das nun die Folge von intensivem Training in den letzten Wochen? Alles falsch, was wir angefangen haben? Eigentlich damit es den Hunden besser geht, damit sie auch wieder große Spaziergänge unternehmen können, wieder mehr Bewegung bekommen – und das ohne ständiges Spießrutenlaufen.  

Es gibt Hunde, die vertragen es nicht, wenn sie ein Zuviel an Zuwendung bekommen. Und sie vertragen es nicht, wenn man Grenzen setzt. Sie gehen dagegen. Genau betrachtet sieht es so aus, dass Bya-ra sich selbst Stress machte, sich hochschaukelte, weil sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte, was wiederum zu Frust führte und sich aufstaute. Das Ende vom Lied: Sie brauchte ein Ventil um Dampf abzulassen. Da kam Indra als schwächstes Glied im Rudel gerade recht. Das ist natürlich keine Entschuldigung, aber eine Erklärung, die uns hoffentlich hilft Mittel und Wege für weiteres Vorgehen zu finden. Aufgeben wäre auf jeden Fall der falsche Weg, aber bei Bya-ra das Training wieder reduzieren, ruhiger gestalten, oder sie sogar im Alltagsgeschehen vorwiegend „links liegen lassen“ und ignorieren.

Wie weh tut mir das, wenn ich den Hund, der mich seit fast 8 Jahren begleitet, zu dem ich eine so enge Bindung habe, dem ich kein X für ein U vormachen kann, der so sensibel ist und jede meiner Emotionen spürt, der eigentlich nur MEIN Hund sein will und sonst nichts, links liegen lassen muss? Man fragt sich wie es soweit kommen konnte. Ansätze waren bei Bya-ra bereits in der Welpenkiste zu erkennen, aber man denkt: „Ach, das bekomme ich schon hin.“ Die ersten Jahre war alles auch noch einigermaßen regelbar. Sie hatte einige „Macken“, aber eben nicht sehr ausgeprägt. Mit jedem Jahr des Älterwerdens können sich diese anfangs kleinen unerwünschten Verhaltensweisen noch verstärken. Gerade bei einer Hündin, die eine niedrige Reizschwelle hat und sehr hormongesteuert ist, können sich Stress bei Schwangerschaft, Welpenaufzucht und die wechselnden Strukturen im Rudel negativ bemerkbar machen. Und dabei ist sie Mama und Oma aus Leidenschaft und ging im Mutterglück und im letzten Jahr bei der Erziehung ihrer Enkelkinder vollkommen auf. Nicht vergessen darf man dabei, dass sie im Dezember und Februar drei Operationen zu überstehen hatte, alle Gesäugeleisten wurden entfernt und außerdem wurde sie kastriert. Im Februar, an dem Tag ihrer letzten OP, ging ihr Papa Gesar nach Krankheit über die Regenbogenbrücke. Die Hierarchie im Rudel kippte. All das sollten wir nicht vergessen.  

Am kommenden Freitag hat Bya-ra einen Termin beim Tierarzt. Da sie ohnehin ihre jährliche Impfung benötigt werde ich auch ihre Blutwerte checken lassen. Vor allem auch die Schilddrüsenwerte. Vorläufig wird sie von den anderen Hunden hier im Rudel separiert oder trägt eine Maulschlaufe oder einen Maulkorb, damit wir nicht permanent alle unter Strom stehen.  

Es wäre so wichtig, dass meine Mädchen mal wieder richtig rennen und powern können, aber im Garten toben sie nicht mehr  – ohne Jundhunde oder Welpen dabei – und in der Umgebung hier (auch per Auto) gibt es im Sommer wenig Möglichkeiten die Hunde frei laufen zu lassen, außer in den Wäldern. Felder und Wiesen stehen noch hoch, sind nicht abgeerntet oder dienen als Viehweiden und Bauern sehen Hunde auf ihren Äckern hier nur sehr ungern. Ich brauche dringend eine Möglichkeit wo meine Hunde mal richtig Gas geben können, ohne dass man sich Sorgen machen muss. Bewegung reduziert Stress.  

Sicher trifft mich eine Teilschuld, was die Erziehung angeht, und sicher habe ich anfangs bei Bya-ra Fehler gemacht, aber was mich tröstet ist die Tatsache, dass dies kein Einzelfall ist.

Die Situation jetzt:

Bya-ra hat vorhin an Indras Wunde geschnuppert und sich gefragt, was sie da wohl hat und wer ihr das angetan hat.

Indra bei mir im Büro, von Bya-ra durch das Türgitter getrennt, steckt die Nase ans Gitter und fragt sich warum ihre arme Tochter denn ausgesperrt ist.

Und Frauchen: Nur noch Kopfschütteln.

Ich würde so gerne mal wieder etwas Positives schreiben. Wo sind die Zeiten geblieben, als ich total euphorisch und überglücklich von Spaziergängen oder vom Hundeplatz nach Hause gekommen bin? Wo sind die Glücksmomente, wenn meine Hunde im Rudel mit wehenden Haaren über die Wiesen fegen? Wann hatten sie dazu eigentlich das letzte Mal Gelegenheit?

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Gabi

Üben gestern und Training heute

23.07.2011
 

Gestern wie auch heute beschlich mich das dumme Gefühl, dass wir mit unserem Training – Nein! – besser: DURCH unser Training in einigen Punkten eher verlieren als gewinnen. Allgemeine Besserung ist nicht wirklich in Sicht. Woran es hauptsächlich kränkelt ist die hohe Erwartungserhaltung. Inzwischen ist auch Milka schon infiziert. Kein Wunder bei so einer hibbeligen Mama. Als wir vor einigen Wochen zum ersten Mal nach sehr langer Zeit zum Hundeplatz fuhren und meine Damen nichts ahnten, lagen sie so brav und friedlich auf den Rücksitzen im Auto, dass ich mich umdrehen und nachsehen musste, weil ich befürchtete ich hätte sie während der Fahrt verloren oder zu Hause vergessen. Das ist natürlich Blödsinn. Aber manchmal zweifelt man schon an sich selbst. Seit diesem Tag schaukelt sich Bya-ra mit jedem Mal mehr hoch, ganz egal wie ruhig ich mich selbst bei den Vorbereitungen verhalte. Seit ich mit ihr alleine mit dem New-Signal „Schnalzen“ (Signal um Aufmerksamkeit zu erlangen) geübt  habe, das sie perfekt beherrscht und bei dem sie hochmotiviert und begeistert mitarbeitet und so viel leichter für mich lenkbar wird, ist die ohnehin sehr starke Bindung zwischen Bya-ra und mir noch intensiviert worden, was Bya-ra scheinbar nicht gut bekommen ist. Sie versucht mich zu vereinnahmen … MEIN Frauchen, MEIN Frauchen, MEIN Frauchen … So war sie vom ersten Tag an, als sie als Welpe auf meinen Schoß krabbelte und ihr Blick sagte: „MEIN Frauchen!!!“ 

Gestern beim Üben alleine war eher Milka das große Problem, die wohl hoffte wieder auf den kleinen vierbeinigen Mann von nebenan zu treffen und sich kaum zurückhalten konnte. Bzw. ICH konnte sie kaum zurückhalten, denn sie zog wie ein Ochse an der Leine. Und ihr geht es weniger um das Arbeiten mit fressbaren Belohnungen, sondern vielmehr um das "Rauskommen " und "Was erleben". Eben ein ganz anderer Typ als ihre Mutter. So klein und stur und so ausgefuchst. Gerade heute Morgen zeigte sie mir wieder deutlich, dass sie klare Ansagen braucht. Sie weiß doch genau, dass die Fütterung nur beginnt, wenn alle brav wartend auf ihren Decken liegen. Aber Madame brauchte eine Extra-Einladung. Bya-ra legte sich nach einigem Hin- und Her-Getänzel endlich auf ihre Decke. Milka saß vor mir, guckte mich mit ihren dunklen großen Augen erwartungsvoll an, als wollte sie sagen: „Was soll ich, Frauchen? Hab dich nicht verstanden.“  

Nun sind beide auch kaum noch zu regeln, wenn es klingelt und die Trainerin zu uns nach Hause kommt. Nicht zu vergessen, die kleine Oma Indra, die auch nicht von Pappe ist, zwar eine liebe Maus, neigt aber auch sehr dazu hektisch zu werden, wenn es um Futter und Leckerchen geht. In ihr scheint die Angst zu Verhungern extrem ausgeprägt zu sein. Kaum zu glauben, dass dies der Hund war, den unsere Züchter nach 2 Wochen von den Welpenkäufern zurückbekamen, weil er angeblich nicht fressen wollte. So hat sie 2 Jahre später den Weg zu uns und unserem Gesar gefunden. Ich erinnere mich noch gut an die kleine „Semmel“, die ich als Welpe eher langweilig fand und dass ich stattdessen ein Auge auf ihren Bruder geworfen hatte.

Heute beim Training hier in unserer Straße begannen die Schwierigkeiten sowohl mit Bya-ra wie auch mit Milka bereits auf dem Bürgersteig. Bya-ra war mit Herrchen schon um die Ecke während ich mit meiner Milka einen kleinen Machtkampf ausfocht, weil sie nicht bereit war halbwegs gesittet und in anständigem Tempo und ohne an der Leine zu ziehen den Bürgersteig entlangzulaufen. Sie wollte nur schnell schnell hinter Bya-ra her. Die wiederum veranstaltete ein Affentheater an der Leine, weil sie nämlich unbedingt bei mir sein wollte und heute nicht bei Herrchen. Bya-ra wird dann schon mal leicht hysterisch und ihr Geschrei hört man in der gesamten Nachbarschaft. Man kann ihr aber nicht alles durchgehen lassen. Auch nicht, wenn man eigentlich daran arbeiten möchte den Stress zu reduzieren. Irgendwann ist dann mal Ende der Fahnenstange und die Trainerin knöpfte sich Madame vor und es gab eine deutliche Ansage. Während sie meinem Mann Instruktionen in Punkto „Schnalz-Signal“ gab, was für ihn Neuland war, aber worauf Bya-ra eigentlich recht gut reagiert, kämpfte ich mich mit Milka weiter den Weg entlang, um aus Bya-ras Reichweite zu gelangen, und immer dabei die arme Oma Indra noch im Schlepptau. Indra musste dabei notgedrungen an jeder Kehrtwendung teilnehmen, die nötig war, weil Milka meinte Richtung und Tempo bestimmen zu wollen. Nachdem Bya-ra dann endlich Ruhe gab und mein Mann mit ihr einigermaßen vernünftig arbeiten konnte, kümmerte sich die Trainerin um mich und meine immer noch zeitweise geistig abwesende Milka, die eine deutliche Tendenz Richtung Mama Bya-ra oder Richtung „kleiner Hund im Nachbarhaus“ hatte.  Milka und ich, wir fingen wieder bei Null an, ja, so als würde ich einem Welpen die ersten Gehorsamkeitsübungen beibringen. Dabei liegt es nicht am Hund, dass dies nicht dauerhaft funktioniert, sondern doch wohl eher an mir, weil mir die Methode nach DOGFidence, der Hundeschule meiner Trainerin, einfach nicht in Fleisch und Blut übergehen will. Und dabei bin ich voller Bewunderung, wenn ich beobachte  wie die Trainerin Milka mit wenigen aber gezielten Gesten dazu bewegen kann wie ein Lämmchen und sie anlächelnd neben ihr herzulaufen und ihr die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Feinarbeit, die sich doch sehr unterscheidet vom typischen altbekannten „Sitz – Platz – Fuß“ fällt mir sichtlich schwer. Spätestens wenn der Hund die Kette meiner Signale durch Ablenkung z.B. unerwünschtes Schnüffeln am Boden unterbricht, finde ich den Anschluss nicht mehr. Auch das will an Hand von Situationen, Schritt für Schritt aufgebaut und trainiert werden. Ich glaube kaum ein Leser – außer er arbeitet mit seinem Hund nach Animal Learn, Feltmann oder Clarissa von Reinhardt usw. (Lernen durch positive Verstärkung) – wird verstanden haben, was ich mit meiner Erklärung sagen wollte. Ich denke ich werde es noch im Detail erläutern müssen. Der heutige Tag neigt sich aber stark dem Ende zu. Keine langen Erklärungen mehr zu vorgerückter Stunde.  

Zur Verteidigung meiner Mädchen, die heute eindeutig nicht ihren Tag hatten, darf ich Milkas Scheinschwangerschaft noch erwähnen. Und Bya-ra? Ich habe keine Ahnung in welch hormoneller Phase sie sich befindet, denn nach der Kastration finden die Schwankungen nur noch in ihrem Kopf statt. So wie sie sich aufführt deutet aber alles darauf hin, dass sie im Geiste vermutlich ebenfalls scheinschwanger ist, genau wie Milka. Die beiden waren immer im gleichen Rhythmus heiß. Kein Wunder also, dass sie hinter ihrem Kind und mir herbrüllt.

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Gabi

Das war ja wohl wieder voll daneben

21.07.2011
 

Zumindest das Geheule von Indra und Bya-ra, das ich im Ohr hatte, als ich mit Milka „nur mal kurz“ in der Nachbarschaft Kontakte geknüpft habe – Hundekontakte wohlbemerkt - das war für mich „voll daneben“. Bya-ra und Indra machen sich selbst solchen Stress. Und Stress macht krank. Diese halbe Stunde Warten war für Bya-ra vermutlich soviel wie gefühlte drei Tage. Aber nehme ich sie alle zusammen mit zum Gassigehen, und nicht einzeln wie jetzt seit wir mit dem Training einen Neustart gewagt haben, dann ist Stress bei Hundebegegnungen ebenfalls nicht zu vermeiden. Die kleine Oma Indra würde an der Leine nur hinterherfliegen. Und ohne Leine klappt bei ihr nicht mehr wegen „Hört nix und sieht nicht viel“. Sie ist eine alte Dame, damit müssen wir leben. Nichtsdestotrotz ist sie durchaus in der Lage uns zu manipulieren. 

Zu Beginn, als ich heute nach den Leinen griff und diesmal zuerst mit Bya-ra alleine ein Stück in den Wald lief, empfand ich es als angenehm und entspannend. Bya-ra las mir förmlich jeden Wunsch von den Augen ab. Ja, das kann sie, sich einschmeicheln. Hauptsache sie spielt die erste Geige und kann mich vereinnahmen. Sie reagiert super auf das New-Signal (Schnalzen), nicht zu verwechseln mit Clickern, denn Schnalzen dient nicht als Belohnung, sondern als Aufmerksamkeits-Signal. Ein Signal, das sich so gut eingeprägt hat, dass bei Bya-ra in FAST allen Situationen der Kopf herumfliegt, wenn ich es einsetze. Außer eben die Ablenkung ist zu groß und zu wichtig oder sie ist mit einem vierbeinigen Rudelmitglied im Team unterwegs. Da könnte ich sogar mit Megaphon schnalzen … 

Die zweite Mini-Runde wollte ich mit Milka gehen, kam aber nur bis ums Eck, denn dort war einer der beiden kleinen Neuankömmlinge im Garten. Zum Glück nur der kastrierte Chihuahua-Rüde. Mit der Chihuahua-Dame brauchen wir gar nicht zu versuchen, ob sich eine Freundschaft aufbauen lässt, so wie ich sie einschätze und meine eigenen kenne. Ich möchte nicht, dass sie - leicht übertrieben ausgedrückt - als Frühstück endet. Milka hatte echt Stress, als sie den kleinen Mann betrachtete. Bisher war immer Bya-ra mit in der Nähe, so dass ein Versuch mal eine Nase voll Chihuahua-Duft zu nehmen zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Milka schaute sich das Bürschlein aus Entfernung an, brav sitzend. Sie beobachtete und da sie sich friedlich verhielt, durfte sie nun auch näher ran an den Zaun. Leckerlie nahm sie keines an, was bei ihr wirklich ein Zeichen von höchstem Stress ist – wie beim Tierarzt. Dort nimmt sie inzwischen maximal nach der Behandlung, wenn diese harmlos verlief, eine Belohnung aus Tierarzthand. Ansonsten sind wir nämlich beleidigt – und das seit der ersten Impfung in ihrem Leben. Etwas nachtragend ist sie schon, meine Milka. Am Zaun so Nase an Nase mit dem kleinen Knirps wusste sie gar nicht wohin mit ihren Emotionen. Von „“Oh wie süß“ bis „Warum gehorcht der mir nicht?“ schien alles dabei zu sein. Quietschen, Brummeln und jede Menge „Huuuhuuuu“ wie ein Wolf, alles durcheinander. Ich habe sie an der langen Leine einen Moment aus sich herausgehen lassen, weil ich glaube, dass meine freiheitsliebende Milka einfach mit sich selbst klar kommen musste. Die Gefühle zu unterdrücken, ein Zurückhalten oder Weggehen hätte so richtig bösen Frust zu Folge gehabt. Ich hoffe ich habe richtig gehandelt. Anschließend habe ich sie aus der Situation herausgenommen und habe mit ihr ganz bewusst auf der benachbarten Wiese Gehorsam nach Schema „Fitz-Platz-Fuß“ geübt, und zwar mit gaaaanz vielen Leckerlis. Wir mussten auf dem Weg zurück von der Wiese zum Haus noch einmal an dem Garten mit dem Männeken vorbei und es gab null Probleme, Milka himmelte mich beim Fußgehen an und wurde redlich belohnt.  

Bya-ra hatte sich, als wir zurückkamen und das Haus betraten, schon wieder selbst fertig gemacht, hechelte wie verrückt und brachte sich fast um bei ihrer seltsamen Art der Begrüßung. Dieser Moment war nicht vergleichbar mit ihrem sonstigen Verhalten, wenn ich z.B. vom Einkaufen komme und sie einen ziemlichen Schimpfton anschlägt, so als wollte sie sagen „Wo bist du gewesen? Du hast mich nicht mitgenommen, böses Frauchen. Und jetzt WILL ich ein Leckerchen!“ Nichts gibt es normalerweise bei mir, ich ignoriere sie bis sie wieder normal ansprechbar ist und sich auf ihre Decke gelegt hat. Aber heute – nachdem sie ja gefühlte drei Tage alleine gelassen warten musste – der arme Hund! – drehte sie voll am Rad. Und das obwohl sie doch als erste zur Gassirunde aufbrechen durfte und Milka alleine bleiben und warten musste, die das überhaupt nicht aus der Bahn wirft. Eine ihrer wirklich tollen Eigenschaften, die das Leben sehr erleichtern können. Das Alleinebleiben scheint ihr schlichtweg „wurscht“ zu sein. Wenn es draußen regnet sowieso. Igitt nass! Heute morgen musste ich sie extra in die hinterste Ecke des Gartens tragen, weil sie den nassen Rasen nicht betreten wollte. Sie zieht sogar die Hinterbeine an, wenn ich sie dort absetzen will. So eine kleine Mimose!   

Und wie war das noch gleich? Aufhören gegen den Hund zu kämpfen und ihn so nehmen wie er ist.

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Gabi

Mehr über „Die Liebe zu unseren Tibis“

20.07.2011
 

Heute erhielt ich eine weitere e-mail zu oben genanntem Thema. Super! Vielen Dank! Wenn es mehr wird, lohnt es sich tatsächlich eine Extra-Seite anzulegen.

Liebe Frau Jordan,

seit ich ihr Tagebuch entdeckt habe, lese ich es regelmäßig. So nach und nach auch die älteren Eintragungen. Ich finde es sehr interressant.

Ich könnte von unseren auch einiges erzählen. Doch leider fehlt mir im Moment die Zeit dazu, eine eigene Hompage zu erstellen.

Ich besitze sechs Tibetische Hunde. Anton, 11 Jahre und Bommel 10,5 Jahre sind Lhasa apso. Luna (2,5 J.), Nanni (3 J.) und Flocke (5) sind reinrassige Tibet Terrier und unser Kasia (3 J.) ist ein Tibi-Schnauzer-Mix.

Ganz besonders liebe ich, dass um den Finger wickeln können. Auch das Aufpassen wird manchmal mehr als ernst genommen. Wehe wenn 6 kleine Tibi-Monster Radau schlagen. Von unserer Nanni kenne ich auch das Anbellen der anderen Hunde und ganz tibiuntypisch, alle Leute begrüßen müssen. Dies kann ganz schön nerven. Luna ist die Jüngste bei uns im Rudel. Dies weiß sie sehr wohl und manchmal spielt sie noch das Baby. Anton, der Chef des Rudels, fordert Mittags seine Stunde auf der Couch. So ein Rudel zu führen ist nicht immer leicht, doch es gibt nichts schöneres. Das schlimmste Erlebnis bisher war, das ich meinen zweiten Rüden Boomer, einen weißen 13-jähringen Lhasa apso, über die Regenbogenbrücke gehen lassen mußte. Nachdem er lange Zeit auf einem Tierhof in der Familie gelebt hatte, war er endlich bei uns zu Hause angekommen. Doch gegen Krankheit hat man nicht wirklich eine Chance. Wir haben ihn dann auf einem Tierfriedhof, der ganz bei uns in der Nähe ist, beerdigen lassen.

Ich könnte noch so viel erzählen, doch dies würde den Rahmen sprengen. Zum Schluß sei noch die Bemerkung erlaubt, dass an dem "tibetischen Bazillus" was Wahres dran ist. Einmal Tibi immer Tibi.Gerne dürfen Sie diese Mail auch veröffentlichen.

Ganz herzliche Grüße und alles Gute

Inge Hohlfeld

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Gabi

Die Schattenseiten des Erfolges

20.07.2011
 

Und wieder gerate ich in das gleiche Dilemma, wie immer wenn ich anfange intensiv zu trainieren, mehr unternehme oder/und mir die Hunde einzeln vornehme. Bis jetzt haben die Ungereimtheiten, die dadurch zwischen meinen Damen entstanden sind, dazu geführt, dass ich zurückgerudert habe, aus Angst, dass die Situation eskaliert, aus Kappeleien mehr wird  und am Ende Blut fließt. 

Mit Bya-ra komme ich dank des individuellen Trainings gut voran. Sie hat richtig Lust mit mir zu arbeiten, ist höchst aufmerksam und sie alleine wäre wahrscheinlich halbwegs zu lenken. Dass sie solchen Wert darauf legt, dass ich mich mit ihr beschäftige, das kenne ich noch von ihr aus der Welpenschule. Spielen mit den anderen Welpen fand sie von vornherein doof, aber die Trainingseinheiten, Grundgehorsam, Arbeiten mit Frauchen, da gab sie alles, war immer die Beste auf dem Platz. Aber dieser Ehrgeiz, den so eine Streberin an den Tag legt, hat jede Menge Nachteile, denn er beruht im Grunde genommen doch darauf, dass sie die Nr. 1 sein will. Und das wollen hier noch andere.  

Milka fing vermutlich nicht nur aus hormonellen Gründen an hier den Molly zu machen, sondern auch weil eine ewige Rivalität zwischen Mutter und Tochter besteht. Auch dass mein Mann seit kurzem mit zur Hundeschule geht, was ich generell begrüße, damit wir beide am gleichen Strang ziehen, und er Milka beim Training übernommen hat, scheint für Milka nicht ausschlaggebend zu sein. Ich kann mich auch erinnern, dass sie solch eine Stänker-Phase hatte, als wir zuletzt täglich große Ausflüge unternommen haben. Meine Vermutung ist, dass sie wesentlich mehr Freiheit braucht, also mehr auspowern ohne Leine und dass sie dieses konzentrierte Arbeiten wesentlich mehr stresst als es bei ihr nach außen hin zu spüren ist. Nun wird sie im November 4 Jahre alt, aber ich habe diese kleine Hündin bis heute nicht durchschaut, während Bya-ra für mich ein offenes Buch ist.  

Es regnet heute schon den ganzen Tag. Der Regen hätte mich nicht davon abgehalten im Wald eine große Runde laufen. Aber da ich mir nach dem letzten Ausraster meiner Damen beim Anblick anderer Hunde, bei dem ich plötzlich das Gefühl hatte aus 2 x 10 kg an der Leine wären 60 geworden,  geschworen hatte vorerst wieder mit jedem Hund einzeln zu gehen, fiel ein großer Spaziergang wortwörtlich ins Wasser. Trotzdem gab es wieder Stress-Situationen, die mir jedes Mal im Magen liegen und dazu führen, dass ich nicht mal die kleine Runde um die vier Ecken entspannt laufen kann. Indras schrilles weinerliches Kläffen und Bya-ras eher schimpfender Bellton, als ich mit Milka losging und die anderen beiden fein säuberlich getrennt zurückließ, konnte man sicher bis ans andere Ende von Deutschland hören. Es hilft aber nichts, jetzt wieder aufzugeben, denn sonst kommen wir wieder keinen Schritt voran. Auch wenn ich mir um Oma Indra Sorgen mache, dass sie sich zu sehr aufregt und das schlimme Folgen haben könnte für das alte Ömchen. Ein bisschen Gebrummel zwischen Bya-ra und Milka - von wem es ausging weiß ich nicht - als ich mit Milka zurückkam, die sich dann aber brav auf ihre Decke legte. Sie hat eigentlich mit Alleinsein keine Probleme. Ein Geschrei wie bei Bya-ra habe ich von ihr noch nie gehört. Sie ist eher der Schmoll-Typ. Bya-ra war schon wieder total hektisch vor Erwartung. Da ist sie wieder, die „geringe Frustrationstoleranz“.  

Jetzt habe ich mich ans Telefon gehängt, meiner Trainerin die Situation geschildert und mit ihr besprochen. Und wie so oft deckt man im Laufe der Diskussion Gründe für das Verhalten auf. Bei meiner freiheitsliebenden Milka, die sicher aus Frust, weil ich sie an der Leine von anderen Hunden zurückhalte oder weil sie nicht „ihr Ding“ machen darf, laufen und schnüffeln wohin und wo SIE möchte, werden wir ab jetzt wieder vermehrt Schleppleinen-Training einbauen. Evtl. auch wieder Fährtentraining. Versuchen Milka zu „knacken“ ist ein sinnloses Unterfangen. Dieser Hund will überzeugt werden, damit er die Person, die ihn führt, anerkennt. Bya-ra ist mit der begonnenen Therapie bestimmt auf einem guten Weg und benötigt vorerst eher „Social Walk“. Ganz auffällig ist, dass sie sofort misstrauisch wird, sobald ihr Gegenüber – egal ob Mensch oder Hund –  eine seltsame Bewegungen macht, die sie als gefährlich einordnet. Hier hilft nur viel Geduld und Üben.

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Gabi

Von Nachtgespenstern, Oma-Rammeln und der Liebe zu unseren Tibis

19.07.2011
 

Schwarzes Nachtgespenst 

Seit ein paar Tagen ist die Nacht für mich um 5 Uhr vorbei. Grund: Katze Sheila, unser Hausgeist, wünscht pünktlich zu frühstücken. Aber der Service und die Dosenöffner funktionieren nicht immer wie sie sich das wünscht. Und am Wochenende schon gar nicht. Was lange kein Thema war, wird in den letzten Tagen scheinbar für Sheila zum Gebot. Stehen die ollen Menschen nicht rechtzeitig auf, dann macht sie sich eben selbständig. Normalerweise bekommt sie ihr Frühstück von Herrchen pünktlich um 5.15 Uhr nach dem Aufstehen, wenn er aus dem Bad kommt, selbst frühstückt und zur Arbeit geht. Samstags und Sonntags natürlich nicht zu dieser frühen Stunde. Heute Morgen war sie bereits vor meinem Mann in der Küche und machte diese unsicher. Dazu muss sie die Türe zu den Räumen im Obergeschoss öffnen, was sie von Kleinauf meisterlich beherrscht, indem sie an die Türklinke springt, dort hängen bleibt und mit samt Türe in den Raum schwingt. Zugegeben, das sieht immer recht albern aus. Nur gut, dass Bya-ra mir den kleinen Eindringling immer gleich meldet. Im Tiefschlaf würde ich gar nichts mitbekommen. Mit einem Feldwebel-Ton besteht Sheila darauf, dass ihr Futter serviert wird. Bei uns meinen echt die Tiere sie hätten das Sagen. Es ist fast wie bei „Animals Farm“. Wie stell ich das bloß wieder ab???  

Weiter Oma-Gerammel

Milka kann’s nicht lassen und versucht weiter Oma Indra zu besteigen. Natürlich kann ich die Versuche abbrechen. Milka gehorcht, wenn ich sage „Lass es!“ oder mich einfach dazwischen dränge (splitte). Trotzdem suche ich den Auslöser? Scheinbar ist hier doch nicht alles geklärt, die Struktur im Rudel wackelt. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es gut ist der Oma einen Sonderstatus einzuräumen. Die Gelehrten sind sich in diesem Punkt nicht einig. Solange der Bevorzugte auch eine entsprechende Position im Hunderudel inne hat dürfte das keine Schwierigkeiten bereiten, aber mir fällt es schwer zu beurteilen, wo Indra steht. Sie lebt jedenfalls in dem Glauben, sie wäre als Älteste auch die Tonangebende. Und Milka testet.  

Was wir an unseren Hunden so lieben 

Vor kurzem hatte ich zu diesem Thema den Aufruf an meine Leser gestartet mir doch zu berichten was sie an ihren Hunden besonders lieben. Tatsächlich meldete sich eine meiner treuen Tagebuch-Leserinnen und schickte mir folgende e-mail, die ich mit ihrer Zustimmung hier veröffentlichen darf: 

Hallo liebe Frau Jordan,

ich schaue immer mal wieder in Ihre HP und lese immer wieder gerne in Ihrem Tagebuch.

Wir besitzen eine kleine Mischlingshündin 13J.alt,eine Tibbi-Hündin 2,5 J.alt und seit fast 3 Wochen ist unsere Milla zu uns gestoßen (15 Wochen alt).Und natürlich ist sie ein Tibbi.

Sie fragen was andere so toll an Ihren Hunden finden.

Ich liebe meine kleine Bonnie weil sie "die Mutter der Nation ist", völlig unerschrocken, will immer ihr Rudel beschützen.

Tanisha war als Welpe unsere Trümmerlotte. Heute ist sie die Sanftheit in Person. Ich liebe es wenn sie über die Wiesen tobt, und dabei sich ihr Fell an ihrem Körper schmiegt oder der Herbstwind es in alle Himmelsrichtungen weht.

Unsere Lütte hat auch schon Ihren eigenen Tibbikopf, dabei aber sehr gelehrig ist und sie eine Sanftheit ausstrahlt die einfach nur bezaubernd ist.

Wir lieben unsere drei Mädels so wie sie sind und jede hat ihren eigenen Charakter.

Natürlich läuft bei unseren beiden älteren Damen auch alles nicht so glatt. Beispielsweise wenn beide an der Leine sind, haben wir ein Gespann was sich total einig ist. Nämlich ziehen wie verrückt und lautes Gebell wenn uns fremde Hunde entgegen kommen. Z.Zt.drehen wir uns auf der Stelle um, ohne ein wort zu sagen und gehen in die entgegengesetzte Richtung. Die Mädels müssen dann mit ob sie wollen oder nicht. Es blutet mir das Herz so handeln zu müssen, weil ich weiß das sie eigentlich nichts böses im Sinn haben, sondern nur die anderen Hunde begrüßen wollen. Denn sind die Mädels ohne Leine läuft alles super und viel entspannter.

Ich liebe es auch, wenn unsere Mädels uns begrüßen, wenn wir mal außer Haus waren und dann in Ihre erwartungsvollen Augen zu blicken, weil sie genau wissen das sie ein Leckerchen bekommen weil sie so Brav waren.

Ich könnte noch viel mehr schreiben, was aber den Rahmen sprengen würde. Nur noch einen Satz: Unsere Kinder lieben wir auch so wie sie sind mit allen Guten und Schlechten. Und bei unseren Hunden ist es genauso.

Lieben Gruß

Sylvia Krahmer 

Super! Vielen Dank für diese Zeilen. Einiges davon kommt mir doch sehr bekannt vor. Besonders das Beschützen des Rudels, das wehende Fell im Herbstwind, aber auch das Ziehen an der Leine und das laute Gebell bei Hundebegegnungen. Dieses Hüteverhalten, was einerseits so faszinierend zu beobachten ist, kann uns eben auch in manchen Situationen ziemlich fordern, wenn unsere Tibis ihre Aufgabe all zu ernst nehmen.

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Gabi

Hundetraining heute ein voller Erfolg

18.07.2011
 

Mit solch einem guten Gefühl bin ich lange nicht mehr vom Hundetraining nach Hause gefahren. 

Besonders bei Bya-ra trägt die Arbeit erste Früchte. Sie ist viel ausgeglichener und innerlich ruhiger geworden und das bereits nach so kurzer Zeit. Vielleicht hat sie auch einfach gerade eine freundliche Phase oder die Kastration macht sie bemerkbar. 

Bya-ra muss wieder lernen sich zu konzentrieren, aufmerksamer zu sein, ruhiger zu werden, ihre Erwartungen zurückzuschrauben und Geduld zu haben. Dazu eignen sich – wie bereits beschrieben – Kletter- und Steigübungen, bei denen sie aufpassen muss, dass sie nicht stolpert, und auch auf mich und meine Signale achtet.

Da der Himmel zu Beginn der Trainingsstunde, nachdem die Hunde genug Zeit hatten sich zu lösen und alle Bild-Zeitungen im Hof der Hundeschule zu lesen, seine Schleusen geöffnet hatte und es zu regnen begann, fand der Unterricht in der Halle statt. Es wurden Hindernisse in Form von bunten schlangenähnlichen Rohren in kurzen Abständen ausgelegt, über die Milka und Bya-ra langsam laufen sollten, möglichst ohne anzustoßen. Oh je! Bya-ra benahm sich wie die Axt im Walde. Nachdem sie wie ein Bauerntrampel über die Rohre gelaufen war, war das Chaos perfekt und alles verschoben und durcheinander. Ich konnte kaum das Lachen verkneifen. Da hatte sie wirklich ganze Arbeit geleistet, schnell und gründlich! Milka machte ihre Sache bereits beim ersten Versuch recht ordentlich und begriff schnell, nachdem wir begonnen hatten, zwischen den einzelnen Stangen kurz anzuhalten, anfangs mit Absitzen, dann mit Stehen bleiben. Na, aber wer sagt’s denn?! Auch Bya-ra lief nach einigen Übungen aufmerksam auf mich schauend und meinen Anweisungen folgend ohne Anzuecken über die Hindernisse. Ein großes, aber ruhiges und leises Lob, und ohne Leckereien als Belohnung, und Bya-ra wirkt innerlich ruhig und voll konzentriert. Am Ende der Stunde waren beide Mädels allerdings fix und fertig und völlig geschafft und wollten nur noch schlafen schlafen schlafen. Was so ein bisschen Köpfchen anstrengen doch bewirken kann. Wir haben höchstens 20 Minuten wirklich intensiv gearbeitet.

Nächster Schritt wäre dann diese Übung, wenn sie sitzt, nach draußen zu verlegen und den Grad der Ablenkung langsam zu steigern.

Auf den geplanten „Gang durch die City“ verzichteten wir, um den Lernerfolg nach der gelungenen Stunde nicht zu gefährden. Mal abgesehen vom nächsten Regenschauer, der nicht lange auf sich warten ließ.

Das einzige was mir weiterhin bei meinen Beobachtungen nicht gefällt, das ist meine Milka, die des Öfteren versucht Oma Indra dumm anzumachen. Noch habe ich den Grund nicht ausfindig machen können. Indra hat durch ihr Alter und weil sie etwas kränkelt eine Ausnahmestellung hier, ist außerdem sehr fordernd und klettet zur Zeit sehr an uns. Normalerweise war es immer Bya-ra, die damit nicht klar kam, wenn Indra sich zu sehr in den Vordergrund drängelte. Sie nimmt es aber im Moment recht gelassen. Vielleicht verströmt Indra durch ihre Krankheiten einen anderen Geruch. Milka ist oft am Schnuppern. Dann wieder wäscht Oma Indra ihrer Enkelin die Ohren oder Augen. Oder es liegt daran, dass Milka theoretisch in diesen Tagen Wurftermin hätte … Versteh einer die Gedanken der vierbeinigen Damenwelt.

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Gabi

Günstig wäre ein Notizblock, …

17.07.2011
 

… damit ich nicht immer vergesse was ich abends ins Tagebuch schreiben wollte. Die Gedanken kreisen, weil Haushalt ja soooo langweilig ist. Bloß habe ich die Hälfte wieder vergessen bis ich dann endlich abends am PC sitze – oder so wie an diesem Wochenende erst nach 2 Tagen, denn  …  

... Samstag war Großkampftag 

Morgens Hundeschule, im Anschluss Einkaufen (mit brav wartenden Hunden im Auto) und abends Bya-ras Badeaktion. Sie hatte es bitter nötig. Schmutzig und filzig. Jetzt ist sie zwar wieder tageslichttauglich, aber unter guter Fellqualität verstehe ich etwas anderes. Kein Wunder, denn bei diesen Wetterkapriolen wissen auch wir Menschen nicht was wir anziehen sollen und wechseln ständig zwischen lang- und kurzärmelig. Ein Hund hat es da nicht ganz so einfach. Das Pullover-Ausziehen dauert etwas länger und benötigt Frauchens pflegende Hand. Das ganze wird durch die Grasmilbenplage nicht gerade erleichtert. Ständig sind die Hunde irgendwo am Kratzen, auch am Kopf. Und schwuppdiwupp haben sie vier Ohren statt zwei. Milka versteht auch überhaupt nicht warum ich nicht möchte, dass sie sich ins Gras legt. Mir genügt es eigentlich, dass die Grasmilben an den Pfoten und Beinen Schaden anrichten, aber sie gelangen auch ganz fixe an andere Stellen.  

Oma Indra ist mein Sorgenkind. Sie hat Dauerhunger und ich leide schon unter Verfolgungswahn, weil sie ständig hinter mir hertappert. So ein Oldie lebt wirklich nur von Fütterung zu Fütterung. Nach Wurmkur und Metronidazol sollte doch endlich Ruhe in die Verdauungsorgane kommen. Ich fürchte aber, dass hier nicht mehr alles 100% im Lot ist. Der Output sah gestern äußerst ungesund aus, nicht von der Konsistenz, aber von der Farbe. Quietschgelb deutet immer auf ein Bauchspeicheldrüsen-Leber-Galle-Problem hin. Ich habe ihr heute Heparal zur Unterstützung der Leberfunktion mit ins Futter gegeben und außerdem die Diät mit Reis beendet. Sie bekommt nun wieder ihr Senior-Kalb-Menü von vet-concept. Mal schauen ob es Wirkung zeigt. Trotz allem läuft unsere kleine Oma locker flockig mit viel Schwung und federleicht durch den Garten, mit einem Gang, dass man blass werden könnte vor Erstaunen.  

Erst soooo süß und dann Kompetenzgerangel? 

So putzig war es anzusehen, als wir gestern nach draußen in den Garten wollten, Milka und Bya-ra schon halb auf der Treppe, aber Oma Indra noch unschlüssig in der Diele stehend und Milka zurückkam, mit einem katzenähnlichen Maunzen ihre Oma Indra einsammelte und mitnahm. Diese Hüteeigenschaften beobachte ich bei Milka sehr selten. Bya-ra zeigte dies bereits als Junghund, allerdings weiß ich nicht, ob ich mich heute noch so darüber freuen würde wie damals, als ich nichts Böses ahnte. Ich sehe noch leibhaftig vor mir, wie Indra beim Spaziergang langsam hinter uns her bummelte und auf mein Rufen hin Bya-ra meinte die Aufgabe übernehmen zu müssen, zu ihrer Mutter rannte, sie anbrummelte, anbellte, mit ihr schimpfte und auf diese Weise aufforderte sich zu beeilen. Dass ich Bya-ra damals aber erlaubte zu entscheiden und zu handeln und die Regie zu übernehmen, ja, sie dafür noch lobte, das ist sicher eine der Situationen gewesen, die dazu geführt haben, dass Bya-ra heute alles und jeden kontrollieren möchte. Es ist also eine Gratwanderung, wenn man einem Hund, der eben irgendwo seinen Platz im Rudel haben muss, Aufgaben überlässt. Nun war Milkas Fürsorge, als sie die kleine Oma abholen wollte, richtig niedlich und schien echt lieb gemeint. Aber dafür habe ich vorhin nicht schlecht gestaunt, als die beiden einen kleinen Disput hatten. Leider habe ich nicht genau mitbekommen, wie das Gerangel zustande kam, da ich gerade am Herd stand und das Abendessen für uns zubereitete. Ich vermute Milka hat aus welchen Gründen auch immer versucht Oma Indra zu besteigen und diese hat deutlich klar gemacht, dass sie das nicht möchte. Milka hatte wieder diesen typischen verschmitzten rotzfrechen Gesichtsausdruck. Auch Bya-ra versucht seit ein paar Tagen öfter auf Milka aufzureiten. Ich gehe davon aus, dass der Grund Milkas Scheinschwangerschaft ist. Sie bringt allabendlich mit viel Gefiepe ihre Ente und ihr Wildschwein zur Welt. Vor dem Schlafengehen wird außerdem in Kissen, Körbchen und auf der Couch gebuddelt. Ich hoffe nur, die Unstimmigkeiten zwischen Indra und Milka haben nichts mit dem Training in der Hundeschule zu tun. Bya-ra läuft dort zur Zeit mit mir, Milka mit Herrchen. Aber eigentlich war und ist Indra Herrchens Hund! Eine starke Milka mit Chef-Allüren und auch der Fähigkeit ein Rudel zu führen wird sich vielleicht, nachdem sie meint an ihrer Mutter vorbeigezogen zu sein, die altersmäßige Reife zu haben, als nächstes die Oma vorknöpfen. Also aufpassen! Hier ist was im Busch.  

Beim Social Walk in der Hundeschule verhielt sich Milka cool und gelassen. Vielleicht weil sie den Hund, der uns als Trainingspartner diente, von weitem schon erkannt hatte – oder aber weil es ihr egal war. Bya-ra war anfangs auch noch die Freundlichkeit in Person, machte sich mehr Sorgen, dass Herrchen sich mit Milka und Indra entfernt hatte, zumal ein anderer Hund auf 15 m Entfernung, der die Individualdistanz einhält, kein Problem darstellt. Auch das Parallellaufen quittierte sie noch recht gelassen, wenn auch interessiert und beobachtend. Zuviel Fixieren ist nicht gut, wie wir feststellen mussten. Sobald der andere Hund eine Bewegung macht, die Bya-ra erschreckt oder beunruhigt, kommt von ihr ganz deutlich ein Bellen, dass man fast wortwörtlich mit „Hau-ab!“ übersetzen könnte. Die Sonne meinte es an diesem Vormittag schon wieder mehr als gut mit uns, so dass wir zum Schluss des Trainings noch einige Übungen speziell für Bya-ra anhängten, die ihr zu mehr Ruhe und Konzentration verhelfen sollen. Bya-ra ist oft zu schnell, zu hibbelig, zu unkonzentriert. Eben die Erwartungshaltung! Die zu niedrige Frustrationstoleranz, wenn das Erwartete nicht schnell genug eintritt. Daher sind Leckerlis fast ganz gestrichen. Sie kriegt sich sonst gar nicht mehr sortiert. In meinem schlauen Buch werden Übungen wie

-         Laufen durch tiefes Laub, Sand, Schnee, Acker, Gras

-         Klettern, Berg- auf und Bergabgehen

-         Balancieren (Baumstämme, Mauern)

empfohlen, um das Langsame arbeiten zu trainieren und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Dazu eignen sich auch Agility-Geräte.

Außerdem habe ich wieder damit begonnen Gehorsamkeitsübungen in den Tagesablauf einzubauen. Sie

-         fördern die Fähigkeit sich auf eine Sache zu konzentrieren

-         sich selbst zu bremsen

-         Frustration (z.B. Warten auf Belohnung) auszuhalten.

Man sollte – und das sagt nun auch wieder mein Buch –  5 - 15 feste Regeln im Tagesverlauf haben, z.B. das Sitzen und Warten an der Bordsteinkante usw. Das Buch schlägt auch vor, dass man eine Liste mit diesen Regeln aufstellen soll. Na gut … Sicher haben wir Regeln … Und sicher wäre es mal interessant diese aufzulisten, vielleicht auch um ein klares Bild vor Augen zu haben, was wir erwarten und welche Regeln für unsere Hunde wirklich „Gesetz“ in unserem Hause sind.  

Für heute genug der News. Morgen ist wieder Hundeschule mit „Gang durch die City“ angesagt.

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Gabi

Mir ging so vieles durch den Kopf …

13.07.2011
 

… aber jetzt ist es weg! So viele Gedanken, an denen ich meine Leser teilhaben lassen wollte. Doch jetzt ist vollkommene Leere. Andere Dinge sind in den Vordergrund gerückt. Trotzdem … vielleicht kommen die Gedanken beim Schreiben … 

Indra hatte von Montag auf Dienstag wieder eine schlechte Nacht, am Ende wieder mit etwas Durchfall, und zwar nachdem ich versucht hatte von Diät mit Reis und Huhn auf normale Kost umzusteigen. Ein Löffel vom ganz normalen Dosenfutter, das sie sonst gut verträgt,  unter den Reis gemischt und aus war’s! Also liegt noch etwas im Argen bei der Oma. Ganz dünn ist sie geworden, obwohl ich vor ihrer Magen-Darm-Verstimmung ausgiebig gefüttert hatte. Eigentlich war die Menge im Napf für so ein zartes Püppchen schon an der Grenze des Erlaubten. Ein Zuviel an Gewicht wirkt sich auf die Gelenke aus und die weisen bei der alten Dame nach gut 16 Jahren Verschleißerscheinungen auf. Das Kotsammeln für eine Probe gestaltet sich bei Indra ebenfalls zur Zeit etwas schwierig. Die Menge darf für eine Bakteriologie nicht zu gering sein. Aber Ömchen hat kaum Output während der Diät. Parasiten schließe ich aus, denn wir hatten in letzter Zeit mehrere Wurmkuren, sowohl die Chemiekeule mit Panacur wie danach noch zweimal auf natürliche Weise mit cd-Vet-Wurmfrei und aktuell auch noch Vecoxan gegen Kokzidien, die bei der letzten Familien-Sammel-Aktion vor ca. einer Woche bei Bya-ra gefunden wurden. Kokzidien und Giardien holen sich Hunde übrigens gerne, wenn sie die Nasen entweder in den Kot anderer Vierbeinern stecken oder eine Kostprobe von Vogelhinterlassenschaft, z.B. von Tauben nehmen.  

Nach dem letzten Training mit Milka und Bya-ra hier vor Ort „im Revier“ war mir einiges aufgefallen, Bilder aus Bya-ras Jugend wurden wieder lebendig, und ich habe das dumme Gefühl, dass wir bei ihr nicht wirklich auf dem richtigen Weg sind. Sie wird immer hibbeliger, obwohl ich versuche in allen Bereichen Ruhe walten zu lassen, z.B. auch wenn wir zu einer Autofahrt aufbrechen. Trotzdem benimmt sie sich wie eine kleine „Pöbelliese“! Und nicht nur sie, sondern auch Milka hat zuweilen einen etwas frechen Ton am Leibe, besonders wenn wir Besuch bekommen. Wobei die beiden Unterschiede machen – und das ist eigentlich interessant zu beobachten. Besonders bei Milka, die an manchen Leuten gar kein Interesse hat und sich gleich wieder zurückzieht. Schwierig wird es eher bei Besuchern, die sie gut kennt – auch Familienmitgliedern - und bei denen sie offensichtlich versucht diese mit dem typischen „Wouwouwou“ zu beeindrucken. Oder zu dominieren??? Der Ton macht bekanntlich die Musik und dieser Ton gefällt mir absolut nicht. Wenn man es nicht ernst nimmt, könnte man es witzig finden. Es klingt nicht böse, aber etwas respektlos. Zumindest ein „Schau her, wie toll ich bin!“ kann man darin erkennen. Im krassesten Falle aber könnte man es auch als rüpelhaftes Benehmen auslegen. Und genau so geht sie zuweilen auch auf andere Hunde zu. Sind diese gut sozialisiert machen sie Milka deutlich klar, dass dies keine Art und Weise ist, wie man sich benimmt. Das erkennt sie an und respektiert den anderen Hund. Ungünstig ist es, wenn sie an den falschen gerät …  

Milka ist kurz vor dem Wurftermin – im Geiste! Rein rechnerisch bekäme sie am kommenden Montag Babys, wenn sie im Mai gedeckt worden wäre. Die Vorzeichen sind eindeutig. Wir verweigern morgens das Futter, wir wollen nuuuuur schlafen, und der Rasen ist eklig nass, so dass man das Pieseln hinausschiebt bis das kleine Bläschen kurz vorm Platzen ist. Und wenn es dann endlich läuft, dann entsteht ein kleiner See. Immer dort, wo man bloß nicht mit dem Po den nassen Boden berührt. Am besten ein Loch buddeln – nach Katzen-Manier. Unglaublich manchmal, dieser kleine Hund! Diese Eigenarten. Wie pfiffig dieses Teufelsweib doch ist. Lernen durch Beobachten. Auch heute noch. Vor allem scheint sie einiges aus Oma Indras Trickkiste übernommen zu haben. Einmal dreht man ihr den Rücken zu und prompt stellt sie irgendetwas an. Genau wie Indra hat sie mich ständig im Visier und nutzt die kleinste Unaufmerksamkeit zu irgendwelchen Schandtaten. Eigentlich handelt es sich lediglich um die kleinen Finessen, die dem Wolf in der Natur das Überleben sichern. Manchmal könnte man fast glauben sie arbeiten nach dem gleichen Jagd-Prinzip, einer lenkt Frauchen ab und die anderen nutzen die Gelegenheit. Die alten Tricks! Indra hatte das immer besonders gut drauf. Alarm schlagen, kläffen, alles rennt zur Tür – bis auf Indra! Sie bringt währenddessen ratzfatz den Kauknochen in Sicherheit. Das klappt heute nicht mehr, aber das Beobachten und Warten auf einen günstigen Augenblick, um sich klammheimlich etwas unter den Nagel zu reißen, das funktioniert immer noch. Andererseits gibt es aber auch Phasen, zum Glück sind sie noch selten, da wirkt die Oma leicht verwirrt, läuft unruhig hin und her, ihr Blick scheint verängstigt und suchend. Ihr Augenlicht hat inzwischen nachgelassen, so dass sie nun auch in der Dämmerung Probleme bekommt, wenn auch noch lange nicht in dem Ausmaß wie es bei Gesar war. Vielleicht erzeugt dies bei ihr eine gewisse Unsicherheit, so wie auch die altersbedingte Herzschwäche.  

Und natürlich geht auf Grund Milkas Scheinschwangerschaft auch das Gerangel im Damen-Rudel wieder los. Daher auch die Pöbeleien, Bya-ras aufmüpfiges Verhalten und Milkas Aufreiten bei Mama. Bald wird die Milch einschießen und wir müssen uns wieder Sorgen um Gesäuge und Gebärmutter machen bis die elende Scheinschwangerschaft ein Ende hat.  

Und trotz allem … irgendwie ist es jetzt zu ruhig hier, ja, fast langweilig. So ohne Babys. Auch wenn Welpenaufzucht viel Arbeit bedeutet und im ungünstigen Fall auch viele Sorgen und Kummer, vergessen wir dabei nicht die glücklichen Momente, die uns so ein Wurf bereitet und die Freude über positive Rückmeldungen der Welpenkäufer. Ganz ehrlich: So ein kleiner Jungspund jetzt hier dabei, der würde schon Spaß machen und die „Alten“ wieder zum Spielen anregen und Schwung in den Laden bringen. Vielleicht ein souveräner kleiner Rüde? Das Problem aber, dass sich auch dieser junge Hund – neben vorbildlichem Verhalten – leider auch recht viel Unerwünschtes abgucken würde, bleibt und hält mich von diesem Schritt ab. Und dass damit die anderen – insbesondere wenn sie älter, anfälliger und pflegebedürftiger werden – untergehen würden.  

Zurück zu meinen Gedanken über Bya-ra. Man könnte sie einordnen unter: „Reicht man ihr den kleinen Finger, nimmt sie gleich die ganze Hand“. Soll heißen, dass sie mehr und mehr fordert, wenn man beginnt sich intensiver mit ihr zu beschäftigen oder gar mit Belohnungen arbeitet. Schwierig, denn ich kann sie doch nicht einfach links liegen lassen. Das Training scheint ihr jedenfalls schon wieder etwas zu Kopf zu steigen, denn sie wirkt zuweilen leicht überdreht. Andererseits kann sie aber auch den Tag verpennen, wenn es so schwül und drückend ist oder regnerisch wie heute. Sie steigert sich gern und schnell in etwas hinein, egal ob aus Freude oder Ärger. Sie zu motivieren ist ein Kinderspiel, oft ist allein der Klang der Stimme ausschlaggebend. So gesehen eigentlich eine tolle Eigenschaft, so feinfühlig, so sensibel, aber andererseits kann man ihr nichts vorspielen, keine Gefühlsregung verbergen. Manch einer, der eine „lahme Ente“ als vierbeinigen Begleiter hat, wäre froh wenn sein Hund ein bisschen Temperament entwickeln würde. So eben passiert es, dass ich mich, nur mal als kleines Beispiel, über etwas ärgere – Das können z.B. andere Hundehalter sein, mit der allseits beliebten Einstellung „Meiner will nur spielen“, deren Hund mir freilaufend entgegensprintet, Herrchen oder Frauchen noch 3 km entfernt  –  und Bya-ra meine Reaktion in einem Bruchteil einer Sekunde falsch deutet und entsprechend verknüpft. Mein Frust gilt natürlich in diesem Fall nicht dem Vierbeiner. Aber meine Hunde richten in diesem Moment ihren Blick natürlich auf den anderen Hund, spüren meine Aufregung, was sie nicht verstehen. Logisch, dass sie verunsichert sind und im Zweifelsfalle erst einmal nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ handeln. Zumindest an der Leine, zu zweit, oder – mich mitgezählt „zu dritt“, denn gemeinsam sind wir bekanntlich stark. Gleiches gilt für das Verbellen anderer Hunde am Zaun, denn ich kann meine Hunde in der Regel abrufen, außer … ja, außer es läuft draußen ein Todfeind auf dem Bürgersteig – und da ich nichts Gutes ahnend hier den Feldwebelton anschlage und die härtere Schiene fahre, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass meine Hunde denken, ich will ebenfalls Haus und Hof gegen das Monster draußen am Zaun verteidigen und bin auf ihre Hilfe angewiesen.  

Ich glaube dass Bya-ra dies schon vor sehr langer Zeit total falsch verknüpft hat. Wie aber lege ich den Schalter um??? 

Bei allem Wissen, das ich mir angeeignet habe, bei all den Erfahrungen, die ich gemacht habe, weiß ich zwar theoretisch wo Fehler gemacht wurden und auch heute noch geschehen, da wir aber alle nur Lebewesen sind und nicht täglich gleich funktionieren wie Maschinen, werden bei allem Bemühen immer wieder Situationen eintreten in denen man die Sache nicht mehr unter Kontrolle hat, nicht mehr beeinflussen und zum Guten wenden kann.  Dass man nicht immer gleich reagiert ist etwas was den Hund vermutlich zusätzlich verwirrt.  

Zufällig habe ich im Hundemagazin „Hunde“ Ausgabe 07/2011 einen Artikel über Leinenaggression gefunden. Eigentlich ein alt bekanntes Phänomen, mit dem sich ein Großteil der Hundebesitzer zwangsläufig auseinandersetzt. Interessant aber, dass hier das Thema „Frustrationstoleranz“ angesprochen wird, das auch in dem Buch „Der hyperaktive Hund“, das ich gerade lese und durcharbeite, angesprochen wird. Der Artikel in der Hundezeitschrift ist auf jeden Fall lesenswert. Außerdem wird auf die DVD „Duell auf offener Straße“ zu diesem Thema hingewiesen, die im Cadmos-Verlag erschienen ist. Auch hier wird zu Anfang der Therapie empfohlen zu Hause in den eigenen vier Wänden mit dem Training zu beginnen, d.h. Veränderungen in der Beziehung zwischen Hund und Halter herbeizuführen. Wieso fragt der Hund eigentlich nicht seinen Menschen wie er sich dem entgegenkommenden Hund gegenüber verhalten soll? Ich erinnere mich gut daran, als Milka noch klein war, dass sie mich in solchen Augenblicken fragend angesehen hat, den Blickkontakt zu mir suchte, und auch, dass ich durch ein ruhiges „Okay“ die Spannung aus der Situation nehmen konnte, wenn ich mir selbst sicher war, dass unser vierbeiniges Gegenüber harmloser Natur war. Heute bin ich so selten mit ihr allein unterwegs, dass ich gar nicht beurteilen kann, ob sich etwas verändert hat, denn meistens reagiert Milka vermutlich auf Bya-ras Verhalten. Wenn der Hund also selbst entscheidet und sich nicht bei Frauchen oder Herrchen rückversichert, wenn er Regie führt und der Hundehalter nur noch reagiert, dann ist es Zeit die Beziehung zu hinterfragen. Die Hunde nehmen ihren Menschen in Konfliktsituationen gar nicht mehr wahr. Man beginnt in gewohnter Umgebung, dort wo sich alle ruhig und sicher bewegen, also zu Hause, an einer Konfliktlösung zu arbeiten. Es gibt natürlich keinen Plan nach Schema F. Man muss zuerst eine Diagnose stellen, das Problem erkennen und herausfinden wodurch es immer wieder genährt wird. Wie kann der Mensch mehr Einfluss auf seinen Hund nehmen und wodurch wurde dies bisher verhindert? Es nützt nichts regelmäßig vor dem Hund durch die Tür zu gehen, wenn man ansonsten Konflikten aus dem Weg geht und der Mensch sich nicht wirklich geändert hat, denn nur eine echte Veränderung des Menschen wird vom Hund wahrgenommen und anerkannt. Noch einmal einiges zum Thema „Frustrationstoleranz“. Das bedeutet, dass Hunde die Fähigkeit haben psychische Spannungen auszuhalten, die entstehen, wenn Bedürfnisse nicht direkt befriedigt werden. Klassische Beispiele für einen Hund, der keine ausreichende Frustrationstoleranz besitzt, ist das Fiepen, Bellen, Fordern, unruhig werden in folgenden Situationen: Fütterung, soziale Kontakte, Vorbereitung zum Spaziergang oder zur Autofahrt, Hunde-, Wild- und Menschenbegegnungen. Diese Toleranz entwickelt sich im Prozess des Erwachsenwerdens, muss aber erlernt und gefördert werden, was bei Milka eindeutig besser gelungen ist als bei Bya-ra. Nun ja, aus Fehlern wird man eben doch klug. Konsequenz ist alles. Mal davon abgesehen bringt Milka von sich aus eine innerliche Ruhe mit – außer die Hormone spielen verrückt. Frust kommt bei Milka durchaus auch vor. Viele Hunde reagieren dann mit Aggression, um Dampf abzulassen. Bei Milka ist das seltener der Fall. Eher macht sie dicht und schmollt, nagt dann z.B. an einem Plüschtier. Deshalb hat ihr Wildschein auch keine Nase mehr. Viele Hunde haben im Grunde genommen gar kein Problem mit anderen Hunden, sondern verhalten sich nur so aggressiv an der Leine, weil sie es nicht aushalten, dass sie nicht zu dem anderen Hund dürfen. Aber auch das kann man lernen. Langsam und nach und nach mit kleinen Übungen. Genau wie man einem Kind beibringt geduldig zu warten, das vor dem Süßigkeitenregal steht, so kann man auch beim Hund mit Belohnungsaufschub oder –verzögerung zum Erfolg gelangen. Belohnung gibt es also erst wenn der Hund seine Erwartungshaltung mindert und zur Ruhe findet. Beim Vorbereiten des Futters lief eigentlich in letzter Zeit alles supergut bei uns. Milka und Bya-ra blieben brav auf ihren Decken liegen und warteten. Inzwischen versucht Bya-ra aber immer öfter sich dem zu entziehen. Dann finde ich sie REIN ZUFÄLLIG daneben auf den Fliesen oder auf einer anderen Decke oder sie windet sich förmlich bevor sie sich hinlegt. Testet sie? Ich habe eine vage Ahnung, dass sich ihr Verhalten beim Warten auf Futter verändert hat seit wir wieder zur Hundeschule gehen. Auch Milka spürt ganz genau, wann ich die Sache nicht im Griff habe und spurtet schon mal hinter meinem Rücken an mir vorbei Richtung Tür, wenn es klingelt und sie Besuch „für sich“ erwartet und sie genau erkennt, dass ich mit Bya-ra beschäftigt bin. Manchmal kann sie mich damit auf die Palme bringe, weil ich mich dann einfach ausgetrickst fühle. Aber genau da liegt der Fehler. Man sollte immer souverän und ruhig bleiben. Doch gerade in brenzligen Situationen bei Hundebegegnungen spielen uns unsere eigenen Gefühle und Emotionen einen Streich. Wut, Enttäuschung, Frust, Angst, auch die Angst zu versagen und sich zu blamieren gewinnen die Oberhand. Manche Menschen benötigen diese Wut als Motivation Grenzen zu setzen. Das ist keine gute Grundlage. Bei mir macht sich mittlerweile eher eine gewisse Resignation und Hoffnungslosigkeit breit und ich muss mich schon sehr zur Selbstdisziplin rufen.

Ups! Jetzt habe ich einen halben Roman geschrieben. Heute wieder schwere Kost.  

Gibt es auch gute Neuigkeiten? Positives Denken hilft. Meine Hundetrainerin gab mir den Rat alles aufzuschreiben, was ich an meinen Hunden liebe. Gar nicht so einfach. Was mir beim Grübeln aufgefallen ist, dass es oft genau die Dinge sind, die ich besonders an meinen Hunden mag, die mir aber andererseits die Probleme bereiten.  

Wer Lust hat:

Schreibt mir doch mal, was ihr an euren Hunden so liebt. Ich finde es interessant und würde es gerne hier veröffentlichen.

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Gabi

Unser Geselchen

11.07.2011
 

11. Juli 1994 

Unser geliebter Gesar, heute wäre er 17 Jahre alt geworden …

Leider hat er es nicht mehr geschafft und uns im Februar verlassen. Er wird für immer in unserem Herzen bleiben. Wir denken an ihn, täglich, er fehlt uns, aber heute fällt mein Blick ständig auf das Datum und ich merke wie die Tränen aufsteigen, weil alles noch einmal aufgewühlt wird.

 

Unser geplanter Urlaub im Herbst wird der erste seit ewigen Zeiten ohne unseren Gesar sein. Als jugendlicher Heißsporn begleitete er uns zum ersten Mal Ostern 1995 in den Urlaub auf einen Bauernhof nach Norden in Ostfriesland und im Sommer nach Dänemark. Von da an gehörten für uns Dänemark und Gesar unweigerlich zusammen. Auch als gesundheitlich angekratzter Opa, damals mit seiner kleinen Enkelin Milka, hielt er vor 3 Jahren, als wir mit ihm noch ein letztes Mal nach Nordjütland fuhren, tapfer mit und lief seine Touren.  

Erinnerungen an einen wunderbaren Hund:

  1995: Eisessen in Greetsiel
1994: Erste Begegnung mit Schildkröte Hugo
Februar 2007: Unser stolzer Rüde im reifen Mannesalter  
Mit Indra in Dänemark

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Gabi

Nur nicht unterkriegen lassen!

06.07.2011
 

Jetzt kommt es wieder von allen Seiten, aber wir haben nicht vor uns unterkriegen zu lassen. Nicht von meinem dummdreisten Insektenstich, nicht von Indras Durchfall und nächtlichen Wanderungen und schon gar nicht von Grasmilben & Co., die überall meinen Mädchen auflauern. Meine Motivation etwas zu bewegen und in mehreren Bereichen aktiv zu sein ist ungebrochen. Ansage an alle saugenden, stechenden und beißenden Krabbelviecher: Ich bin bereit den Kampf aufzunehmen! 

Zugegeben in Sachen Insektenstich musste ich heute die Segel streichen, da die Anlegenheit zu heikel wurde. Nachdem die Naturheilkunde keinen Erfolg brachte, die Cortisonsalbe und der tägliche Besuch beim Doc ebenfalls nicht, wurde mir heute schließlich und endlich Antibiotikum verschrieben. Lange genug habe ich mich dagegen gewehrt, aber diese Schlacht leider verloren.  

Unsere alte Dame Indra hatte bereits Ende der letzten Woche mit Erbrechen zu kämpfen, erholte sich dann doch übers Wochenende wieder, schien topfit, die Nacht von Montag auf Dienstag kann ich jedoch unter „Schlaflos!“ verbuchen. Etliche Wanderungen einer tappernden Oma Indra, sichtlich irritiert und suchend, mit blutigem Durchfall in ca. ½ bis 1 stündigen Intervallen bis in die Morgenstunden führten dazu, dass ich hellwach war und jederzeit bereit die Oma zu schnappen, mit Kleenex und sonstigen Utensilien bewaffnet. Meistens schafften wir es nicht mehr bis nach draußen. Zum Glück beruhigte sich das ganze gegen Morgen, die Abstände wurden größer, wie auch die Konsistenz des Outputs wieder fester, bis schließlich Ruhe eintrat. Ein Telefonat mit dem Tierarzt ergab: Abwarten ob es sich von alleine legt, drei Tage Kot sammeln für eine Kotprobe auf Parasiten und evtl. auch auf Bakterien, ansonsten erst einmal kein Futter und im Anschluss Diät, wie immer. Außer die Oma hätten den Kopf unterm Arm, in dem Fall tritt automatisch Plan B in Kraft: Der Notdienst! Indra geht es heute schon viel besser, wobei sie körperlich nicht abgebaut hatte, da ich sie gleich mit Elektrolyten im Trinkwasser versorgt hatte. Kein Durchfall mehr und heute Abend die erste kleine Mahlzeit in Form von ALSA-Kartoffelbrei und Hipp-Hühnchen. Oma Indra ist wohl kein Einzelfall, wie mir beim Gespräch mit der Tierarzthelferin zu Ohren kam. Das Wartezimmer ist derzeit proppenvoll, vor allem weil sich viele Tiere mit Magen- und Darmgeschichten herumplagen. Nun ja, Indra hat sich schon immer ganz gerne etwas eingefangen, weil sie ihre Nase überall reinstecken muss. Und im Alter wird’s nicht besser. 

Thema Grasmilben. Der Tierarzt bestätigte, dass die Grasmilben in unserer Umgebung seit ca. 2 Wochen aktiv sind. Das passt auch hier zu meinen Beobachtungen. Bya-ra knabbert schon eine Weile an ihren Pfoten und Beinen. Bei Milka fing es erst am Wochenende so richtig heftig an und ich habe sogar den leisen Verdacht, dass die Umgebung in der Nähe der Hundeschule der Grund ist. Felder? Getreide? Bei ihr begann das Bearbeiten von Pfoten und Beinen sehr spontan, praktisch von heute auf morgen.  

Inzwischen hat mein Mann den Rasen wieder ganz kurz gemäht, denn Grasmilben sitzen bekanntlich ganz oben auf den Grashalmen. Es wird empfohlen sehr oft zu mähen. Außerdem war meine Tierheilpraktikerin auf einem Seminar, bei dem auch das Thema Grasmilben zur Sprache kam. Es gibt sie tatsächlich, wie befürchtet, inzwischen ganzjährig. Ich selbst habe beobachtet, dass es fast auf den Tag genau Anfang Juli oder sogar Mitte Juni beginnt. Die Homöopathen empfehlen nach neuesten Erkenntnissen die Nieren zu stärken. Damit habe ich gestern bei Milka begonnen, und zwar mit Coenzyme und Solidago von der Firma Heel, und zwar täglich im Wechsel. Es handelt sich um Ampullen, die man auch oral geben kann, d.h. mit etwas Wasser vermischen und über den Tag verteilt geben, oder auch ins Trinkwasser. Außerdem habe ich die bereits entzündeten Stellen bei Milka x-mal mit Silberwasser (40ppm) eingesprüht und sehr schnell eine heilende Wirkung beobachten können. Vorsorglich sprühe ich die Hunde (Pfoten, Beine, Bauch usw.) mit Interplex (Eigentlich für Singvögel usw.) ein. Ein Tipp meines Tierarztes. Es fällt mir nur schwer so diszipliniert zu sein wirklich vor jedem Gang in den Garten ans Einsprühen zu denken. Auf jeden Fall scheinen diese Mittelchen – alle zusammen oder nur einige davon – zu greifen, denn Milka ist bedeutend ruhiger geworden. Ah ja, und nicht zu vergessen, dass ich sie zu allererst mit dem Ziegengold-Shampoo gebadet hatte, das antiseptisch wirkt, um erst einmal Großreine zu machen und ungebetene Gäste wegzuspülen.  

Wollen wir hoffen, dass am kommenden Samstag zum Hundetraining alles gesund und munter ist!

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Gabi

Freude!

04.07.2011
 

Wir hatten Besuch! Ganz überraschend stand auf einmal Milkas Schwester Minnie mit Herrchen und Frauchen vor dem Hoftor. Eigentlich nennen ihre Besitzer sie Sally, aber für mich ist und bleibt sie meine Kleinste aus dem D-Wurf, eben „Minnie“. Die Freude war groß. Ich ließ es mir nicht nehmen auf der Wiese jede Menge Fotos von ihr zu machen. Am liebsten hätte ich die süße Maus behalten, denn in meinen Augen ist sie eine kleine Indra. Ganz die Oma. Sie hat sich toll entwickelt, auch von der Fellqualität her. Richtig knuffig, die Zuckermaus. Wenn ich daran danke, was das für eine Granate war … Sie und Milka lagen immer im Clinch und mussten Kräfte messen. Da stand keine der anderen nach. Nur heute ist Minnie verträglich mit anderen Hunden, was ich von Milka nicht generell behaupten kann. Dafür jagt Minnie gerne alles was Räder hat. Im Gegensatz zu Milka, die sich von derartigen Dingen überhaupt nicht beeindrucken lässt. Ja, so hat eben jeder seine kleine Macke. Wir ja schließlich auch! 

Wenn ich nicht wüsste, dass das Minnie ist … Sie hat den typischen verschmitzten Indra-Gesichtsausdruck:

 

Nein, die Rute möchte sie heute nicht Tibet-Terrier-like tragen. Es ist viel zu warm:

 

Wie man sich doch als Züchter freuen kann, wenn man sieht, dass die Mühe belohnt wird und Früchte trägt und so eine hübsche Tibi-Dame zustande gekommen ist. Das geht runter wie Öl. Die Überraschung ist geglückt. Danke an Familie Jacob. Minnie hat dort ein tolles Zuhause, eigentlich den Himmel auf Erden, denn Herrchen und Frauchen haben viel Zeit für sie.

Noch mehr Fotos:

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Gabi

Ja, es gibt uns noch!

03.07.2011
 

Trotz Tagebuchflaute und trotz erneuter Wehwehchen existiert der Zwinger „Srinagar Danda“ mit samt seiner vierbeinigen Fellwusels noch. Im Alltag gab es keine außergewöhnlichen Ereignisse und auch keine Neuigkeiten, die so wichtig gewesen wären, dass ich darüber einen Roman hätte schreiben müssen. Neue Fotos vom vergangenen Monat warten allerdings bereits darauf, dass sie überspielt und bearbeitet werden. 

Eigentlich ging es uns in letzter Zeit richtig gut, Frauchen war hoch motiviert und bereit zu neuen Taten, auch zum wiederholten Male zu versuchen mit Hilfe der Hundeschule die Damen zu etwas zivilisierterem Benehmen in der Außenwelt zu erziehen. Ein neues Hundetrainingsbuch – ein neues Glück?! Ja! Und nein, denn eigentlich ist die Methode nach „Animal Learn“ für mich nicht neu, denn nachdem Bya-ra als Welpe im Hundeverein in der Welpenstunde schlechte Erfahrung gemacht hatte, wechselte ich damals … lang lang ist’s her … zur Privatschule, wohin ich seitdem auch immer wieder von Zeit zu Zeit zum Training gehe. Leider nie durchgehend, weil Welpenaufzucht, Krankheiten, Läufigkeiten usw. uns immer wieder aus der Bahn geworfen haben. 

Angefangen hatte ich damals mit dem Training mit Gesar, Indra und Bya-ra, die noch in der Junghundphase war und sich gerade angewöhnt hatte an der Leine alles und jeden anzubellen. Wir arbeiteten nach „Animal learn“ und „Feltmann“ und der Erfolg durch Gegenkonditionierung bei Begegnungen mit Menschen stellte sich sehr bald ein. Auch das Problem „Angst vor großen Hunden“, das Bya-ra wohl in der Welpenspielstunde, wo sie mehrfach von älteren Welpen größerer Rassen überrannt worden war, erworben hatte, war nur halb so kritisch wie befürchtet. Schnell war sie in eine nette Gruppe mehrerer großer Hunde integriert und wir hatten viel Spaß beim Training. Wenn mich meine Erinnerung nicht trübt begannen die Schwierigkeiten so richtig erst nach ihrem ersten Wurf, als wir wieder zurück zur alten Gruppe stießen, uns dort wieder heimisch fühlten – zu heimisch vielleicht – und ein neuer uns unbekannter kastrierter Rüde dazu stieß. Bya-ra mimte den Platzhirsch und stürzte auf diesen Eindringling los. Die beiden wurden keine Freunde, auch bei den darauf folgenden Unterrichtsstunden nicht. Als sie sich auch gegenüber anderen Hunden, die sie eigentlich mochte und mit denen sie normalerweise gerne spielte, manchmal ungebührend verhielt, weil diese eine falsche Bewegung gemacht hatten oder nur einmal schief geguckt hatten, stand ich vor einem neuen Problem, das ich bis heute nicht wirklich lösen konnte, auch wenn ich inzwischen die Ursachen ergründet habe und viele Versuche unternommen habe ihr dauerhaften Benimm beizubringen. So süß und lieb sie uns Menschen gegenüber sein kann, so unberechenbar kann sie andererseits ihrer Umwelt gegenüber auftreten, wenn Stress oder Eifersucht im Spiel sind. Je nach Tageslaune! Milka ist dagegen ein ganz anderer Typ von Charakter. Auch kein Engelchen, aber eben anders. Mit anderen Vorzügen und anderen Macken. Und vor allem ist sie in ihrem jugendlichen Alter von 3 ½ Jahren noch eher formbar, wenn sie sich nicht zuviel Blödsinn von ihrer Mutter abschaut. Unerwünschte Verhaltensweisen, die anfangs beim jugendlichen Hund noch harmlos sind, verstärken sich oft mit jedem Jahr des Älterwerdens. Seit ich jetzt das Buch „Der hyperaktive Hund“ (Erschienen im Animal-Learn- Verlag.) gelesen habe, hatte ich neue Aha-Erlebnisse. Ich möchte Bya-ra nicht unbedingt als 100%ig hyperaktiv bezeichnen, denn nicht alle Punkte, die einen solchen Hund beschreiben, treffen auf sie zu. Doch kamen mir mehrere Stellen im Buch sehr bekannt vor, ich nahm mir einige Tipps zu Herzen und habe begonnen mit Hilfe dieses Buches und meiner Trainerin wieder mit Bya-ra, und natürlich auch mit Milka, zu arbeiten. Ich habe begonnen dazu parallel ein Trainingstagebuch zu führen, bin aber noch nicht schlüssig, ob es Sinn macht, es hier ganz oder teilweise oder doch besser gar nicht zu veröffentlichen.  

Ich möchte kurz einige Beispiele nennen, die einen „hyperaktiven“ Hund beschreiben. Vermutlich werden einige Leser auch ihren eigenen Hund oder Wesenszüge hier wieder finden. 

Symptome für „Hyperaktivität“ 

Personenbezogene Verhaltensweisen:

Aufmerksamkeit suchen durch Bellen usw. oder durch Zerstören von Gegenständen oder Springen auf Möbel. 

Große Reizempfindlichkeit:

Hunde finden zu Hause immer etwas Interessantes. Gesteigerte Wachsamkeit, z.B. aus dem Fenster schauen und auf ein Ereignis warten.

´Sie reagieren stark auf alles Unbekannte und bei Spaziergängen auf viele Reize.

Neigung zu Jagen und zu Begegnungsproblemen.

Im Auto Unruhe und Bellen. 

Ausdauernde Aktivität:

Häufig unruhig. (Buddeln, Bellen, Spielen). Kommt schwer zur Ruhe. Ihr Tun wirkt oft fahrig, z.B. beim Suchen von Leckerchen. 

Ungebremste Reaktionen:

Bewegungen heftig und schnell. Reaktion auf Reize unangemessen. Alle Gefühle sind besonders stark. (Freude, Angst, Wut) 

Mangelnde Frustrationstoleranz:

Schnell frustriert, z.B. beim Warten auf das Leckerli, das der Mensch in der Hand hält. Oder wenn die Autotür schon offen ist und das Aussteigen noch nicht erlaubt.

Frustration auch beim Erlernen des Leinegehens. Der Mensch bleibt stehen, wenn der Hund zieht, was wiederum den Hund frustriert und noch mehr in der Leine hängt und herumspringt.

Reagiert bereits auf kleine Konflikte, z.B. Stolpern oder schneller Schritt eines Menschen.

Frustration und Konflikte lösen immer Aktivität aus. 

Schwierigkeiten mit Konzentration und Lernen:

Nur für kurze Zeit aufmerksam. Ausdauerübungen unmöglich. Ablenkungsarme Umgebung zu finden ist schwierig.

Manche lernen schnell, scheinen das Erlernte am nächsten Tag vergessen zu haben.

Es kann sein, dass sich dieser Hund sehr stark und ausdauernd auf eine Sache konzentriert, die ihn interessiert. Manchmal kann diese Fokussierung nur mit erheblichem Aufwand unterbrochen werden.

Übrigens:

All diese unerwünschten Verhaltensweisen scheinen unveränderbar. Strafen wirken zusätzlich aktivierend. 

Ein ganz wichtiger Satz stach mir beim Lesen der empfohlenen Therapie ins Auge: 

Als erstes lernt der Mensch! Ihr Hund ist nicht ungezogen, nur anders als andere! Hören Sie auf gegen den Hund zu kämpfen! 

Mir hat mal jemand, der ähnliche Probleme hatte, gesagt: „Es wurde besser als ich angefangen habe den Hund so zu nehmen wie er ist.“ Diejenige wird wissen, dass sie gemeint ist, wenn sie das hier liest.  

Auch gesundheitlich wackeln wir wieder etwas. Noch haben wir es aber im Griff. 

Zum Gesundheitsstand meiner Mädels: 

Kaum ist es Juli und Sommer und schon beginnt, wie jedes Jahr, fröhlich das Pfoten- und Beineknabbern. Sind schon wieder Grasmilben unterwegs? Indra hatte zusätzlich ein paar schlechte Tage bzw. Nächte, in denen sie mich auf Trab hielt, da sie mehrmals würgte und spuckte ohne dass außer hellem Schaum und Gras etwas Nennenswertes zu erkennen gewesen wäre. Kein Durchfall! Auch nicht der Eindruck, als hätte sie wieder einmal Kieselsteine oder andere Gegenstände verschluckt, die nicht in Omas Magen gehören. Aber morgens verweigerte sie ihr Frühstück, was bei Indra ein Alarmzeichen ist. Aufgefallen war mir nur, dass die anderen hinten an ihr schnupperten, wenn sie im Garten Pippi gemacht hatte. Und das kam verhältnismäßig oft vor und war nicht unbedingt immer als Markieren zu bezeichnen, sondern sah verdächtig nach Reizblase aus. Die Tierheilpraktikerin, die mit Akupunktur nach TCM arbeitet und in regelmäßigen Abständen zwecks Gesundheits-Check der Mädels zu uns ins Haus kommt, bestätigte meinen Verdacht. Indra bekam Akupunktur und eine Injektion und erfreut sich jetzt wieder bester Gesundheit – soweit das bei einer 16jährigen vierbeinigen Seniorin mit den üblichen Alterswehwehchen möglich ist. Auch bei Milka war oder ist nicht alles so wie es sein sollte. Mal abgesehen von den Plagen des Sommers in Form von irgendwelchen krabbelnden und saugenden Unruhegeistern macht mir ihre Scheinschwangerschaft und die damit verbundenen Gefahren Sorgen. Dass sie sich öfter säuberte, sehr matt wirkte, sich so oft wie möglich auf dem Rasen in die Sonne legte, egal wie heiß es auch war, und ich mir nicht sicher war und bin, ob mit der Gebärmutter alles in Ordnung ist, ließ ich auch hier die THP einen Blick auf meine kleine Dame werfen. Auch Milka bekam ihre Akupunkturbehandlung. Außerdem empfahl mir die THP ihr eine Woche lang Pulsatilla D6 zu geben, anfangs 5 x täglich eine Gabe. Auch Milka gefällt mir heute schon wieder besser, wirkt aufgeweckter … wenn nur das Pfotenlecken nicht wäre. Die rechte Vorderpfote sieht schon etwas mitgenommen und gerötet aus, insbesondere die Zehen. Aber nicht nur auf meine Tibi-Mäuse hat es das Ungeziefer abgesehen. Zwei Wochen lang habe ich mich mit einem fiesen Schnakenstich herumgeschlagen und versucht ihn mit homöopathischen Mitteln in die Knie zu zwingen, weil die Stelle an meinem Oberschenkel gerötet und leicht geschwollen war und sich ausbreitete. Am Ende musste ich aufgeben, da mir die Sache zu heikel wurde. Ich weiß nicht welche verseuchte Schnake mich da erwischt hat, aber zum Schluss half nur der Gang zum Arzt, eine Cortisonsalbe und eine Tetanus-Impfung, um schlimmeres zu verhindern. Ein Stich mit einer solchen Auswirkung scheint in den letzten Jahren kein Einzelfall zu sein, sondern immer öfter aufzutreten. Nun hatte es auch mich erwischt. Beim Himbeerenpflücken. Fortan ist mir die Lust auf Himbeeren erst einmal vergangen. Ich muss dabei an meine Kindheit zurückdenken. Aufgewachsen im Grünen, gespielt im Wald, an Bächen und auf Wiesen. Am liebsten saßen wir mitten im hohen Gras auf der blühenden Wiese, hatten eine Decke ausgebreitet und mampften Kekse oder frisch gepflückte Kirschen, auch wenn die Bauern vom platt gedrückten Gras nicht begeistert waren. Natürlich gab es Schnakenstiche und Zecken (Holzböcke), oder es bissen uns Ameisen in den Allerwertesten. Aber alles war einfach nur lästig, weil es brannte oder juckte. Niemals gefährlich! Und Grasmilben??? Die kannte ich gar nicht. Ja, früher, da waren die Zeiten noch besser …

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