Tibet Terrier
gelten allgemein als sehr anpassungsfähig. Ich kann das bestätigen.
Unsere Jüngste passte sich uns und ihresgleichen ohne Probleme
an, als wäre sie schon immer mit nach Dänemark in Urlaub
gefahren.
„Fräulein
Ungeduld“ lernte sogar ohne große Aufforderung das
„Foto-Sitz“, wenn Frauchen auch mal ein anderes Motiv als
Superstar „Srinagar Danda Bya-ra“ auserkoren hatte. Sie
schaute sich das von Mama und Papa ab. Besonders Mama Indra
beherrscht das „Foto-Sitz“ perfekt.
In ihrem
jugendlichen Alter machte es Bya-ra auch nichts aus, weite
Strecken zu laufen, während Gesar doch inzwischen stark
nachgelassen hat, denn er wirkte nach einiger Zeit meist müde
und man sah es deutlich am Tibet-Terrier-Stimmungsbarometer, der
Rute. In dem Fall schlich immer ein so genannter „Hängeschwanz-Tibet-Terrier
mit langem Gesicht hinter uns her. Trotzdem war er abends nicht
abgeneigt, noch ein bisschen mit uns Bällchen zu spielen, wenn
er nicht bereits in tiefem Schlummer lag und man seinen
Schnarchgeräuschen lauschen konnte.
Bya-ra zum
ersten Mal am Meer! Und ganz anders als damals Papa Gesar, mit
dem wir Ostern 95 in Ostfriesland und im Sommer des gleichen
Jahres zum ersten Mal in Dänemark waren. Er fand die Wellen
damals wahnsinnig gefährlich, hat sie verbellt und das Weite
gesucht, wenn sie plötzlich auf ihn zu rollten, nicht ohne sie
gleich darauf wieder mutig zu verbellen und sie erfolgreich in
die Flucht zu schlagen. Bya-ra fand vor allem die vielen neuen
fremden Gerüche faszinierend und nahm natürlich am Strand auch
eine Kostprobe vom Schaum. Immerhin sah der Schaum fast aus wie
Schnee. Aufpassen musste man, dass sie bei Ebbe nicht
versehentlich einem Krebs auf den Kopf trat, der sie daraufhin
vielleicht aus Rache in die Pfote gezwickt hätte. Sie schnappte
sich auch schon mal voller Stolz eine Schwertmuschel, weil sie
dachte, es wäre ein Stöckchen. Reinbeißen nicht
empfehlenswert!
In einem Fall
schien Bya-ra allerdings unbelehrbar. Wie jeder echte Tibet
Terrier entwickelt sie zurzeit ein gewaltiges Sprungvermögen
und kennt keine Grenzen, auch nicht das Netz, das zwischen
Vorder- und Rücksitzen unseres Kombis gespannt ist! Steigt
Frauchen aus dem Auto, sitzt ganz plötzlich ein Hund auf dem
Beifahrersitz. Etwas was unbedingt abgestellt werden musste. Im
Laufe des Urlaubs lernte Bya-ra zum Glück, dass wir das nicht
besonders gut fanden.
Überhaupt hat
es den Anschein, als wäre unsere junge Dame nach der Hitze
erwachsener und ruhiger geworden. Die Monate vorher, als sich
die Läufigkeit bereits andeutete, war sie recht aufmüpfig und
unausgeglichen. Zurzeit ist sie ein Lämmchen mit andächtigem
„Bin-ich-nicht-lieb?“-Blick, gibt sich alle Mühe besonders
brav zu sein und bloß nicht unangenehm aufzufallen. Was aber
nicht bedeutet, dass sie in einem unbeobachteten Moment dem Duft
des Katzenfutters widersteht. Erwischt man sie noch rechtzeitig,
dann reagiert sie mit ihrem üblichen „Hm hm da kann man
nichts machen“-Ton und trollt sich.
Allabendlich
fand ein Kleinkrieg um die Verteilung der Hundekörbchen statt.
Nur zwei Körbchen für drei Hunde mitzunehmen, stellte sich als
schwerwiegender Fehler heraus – nach Ansicht unserer
Vierbeiner. Jeder versuchte daher als erster beim Zubettgehen in
das Schlafzimmer zu gelangen, der letzte hatte das Nachsehen und
musste mit einer Decke auf dem Boden vorlieb nehmen. Woran sich
allerdings nicht jeder so ohne weiteres hielt. Manchmal wachte
ich in den frühen Morgenstunden auf, weil sich irgendwas an
meine Beine gekuschelt hatte. Hunde haben eigentlich in den dänischen
Ferienhäuser striktes Bettenverbot – und auch bei uns zu
Hause. Aber so im Halbschlaf redete ich mir ein, ich hätte es
gar nicht gemerkt. War da was? Zusätzlich hatte besonders Gesar
das Problem, dass die Schlafzimmer sehr klein waren, und er sich
im engen Gang zwischen Bett und Wand nicht umdrehen konnte,
sondern immer den Rückwärtsgang einlegen musste. Kommt davon,
wenn man so dick ist!
Mit Papa Gesar
hatte Bya-ra auch im Urlaub und trotz des intensiven Geruchs,
den eine läufige Hündin zweifelsohne verbreitet, kein Glück.
Er blieb weiter der alte Stinkstiefel. Nur Indra drehte total
auf, wäre wahrscheinlich gerne selbst heiß geworden, und
spielte voller Übermut und versuchte vergeblich ihre Tochter zu
vergewaltigen. Mama Indra konnte manchmal richtig albern sein.
Das Thema
Fellpflege …. Den Gedanke verdrängt man am besten, wenn man
– wie wir - drei wandelnde Filzknoten besitzt. Selbst
Gesar hatte etliche Stellen, die schon echt peinlich waren. Aber
da seine Haare von anderer Struktur sind als Indras und Bya-ras,
fällt hier das Entfilzen noch leichter als bei den beiden
Damen, die nur aus Wolle zu bestehen scheinen. Derzeit hilft nur
eines: Bya-ra täglich bürsten und bei Bedarf zumindest
teilweise duschen und mit diversen Pflegemitteln wie Conditioner
und Lanolin bearbeiten. Und auch Indra benötigt etwas mehr
Pflege bis der Fellwechsel beendet ist. Es ist übrigens nicht
unbedingt so, dass man im Urlaub mehr Zeit und Lust zum Bürsten
hat!
Unsere
„Wachhunde“ nahmen ihre Aufgabe auch im fremden Land sehr
ernst und verteidigten das Ferienhaus gegen alle vermeintlichen
Einbrecher. So leisteten sie ganze Arbeit und vertrieben mit
viel Gekläffe vier Rehe vom Grundstück. Tolle Leistung! Wir
waren ganz begeistert. Ein anderes Mal machten sie eine harmlose
Amsel für die Geräusche von Gewehrfeuer, das von in der Nähe
stattfindenden Militärübungen herrührte, verantwortlich.
Egal, unsere Tibet-Terrier-Bande machte alles mit viel Radau
nieder, selbst den Osterhasen, der über unsere Wiese hoppelte.
Sieht so aus, als gäbe es nun in diesem Jahr keine
Ostergeschenke! Als wir während eines Ausflugs einen See
umrundeten, meinte Bya-ra unbedingt einem Pfad Richtung Wasser
folgen zu müssen und scheuchte dabei ein Entenpärchen auf. Sie
schauten alle drei ziemlich dumm aus der Wäsche und damit war für
uns dieser Weg zu Ente … äh …. Ende.
Und zu Ende ist
auch mein Kurzbericht von Bya-ras erstem Urlaub. |