Nach Wochen der
Kommunikationslosigkeit (Das Netzteil unseres Rooters hatte seinen Geist
aufgegeben und es gestaltete sich als äußerst schwierig ein neues zu besorgen)
hier ein erstes Lebenszeichen von uns:
Nachtrag zum 30.8.05
Dienstag - Einzeltraining
Schulstunde für Bya-ra. Zur
Abwechslung mal wieder Einzelunterricht.
Von Hormonen durchgeschüttelt
war meine Jüngste in der letzten Zeit wieder recht aufmüpfig bei Spaziergängen
geworden. Sie war der Meinung alles und jeden mit Bell-Attacken niedermachen zu
müssen. Hatten wir das nicht schon mal? Die letzten Tage habe ich damit
verbracht Madame wieder runter zu holen von ihrer Palme. Sie hatte sich da
offensichtlich mittlerweile in etwas reingesteigert. Um mich selbst und
natürlich auch den Hund zu beruhigen haben wir sehr ausgedehnte Spaziergänge –
ja, fast kleine Wanderungen – durch den Taunus gemacht. Und voller Stolz können
Bya-ra, Indra und ich berichten, dass wir ein Rudel Rotwild mit Vater Hirsch am
Ende, der seine Damen und Kids vor sich hertrieb, beobachtet haben. Es war ein
sehr beeindruckender Anblick und Bya-ra hat, glaube ich, meine Emotionen
gespürt, denn sie schaute mich an mit einem fragenden Lächeln: „Das ist toll,
Frauchen, ne?“
Nun zum eigentlichen Thema „Gassigehen
an der Leine“. Meine Hundetrainerin Jutta Knorr und ich gingen mit Bya-ra an
belebter Straße und von dort aus an einem Bolzplatz entlang. Übungsobjekte gab
es jede Menge in Form von spielenden Kindern, Hunde in einiger Entfernung und …
und … und …. Bya-ra bekam ihre Bestätigung für gutes Benehmen mit dem Clicker
und dem anschließenden Leckerchen. Alles lief problemlos. An den Gärten entlang
störte sie auch in keinster Weise, dass dort Leute ihrer Gartenarbeit frönten
oder Kinder lautstark spielten. Sogar an zwei Hunden ging sie brav vorbei,
allerdings nach Absprache mit der Besitzerin der beiden, die ihre brav am
Straßenrand absitzen ließ. Übungen wie „Sitz“ und „Bleib“, das Abrufen mit „zu
mir“ (auch wenn Jutta Leckerchen in der Tasche hatte) klappten vorzüglich.
Probleme gab es nur am Ende, als wir etliche Anläufe brauchten, um an einem
Hund vorbeizukommen, dessen Besitzer den Sinn und Zweck unserer Übungen nicht
verstand und mir was von einem Stachelhalsband erzählen wollte. Nach der
letzten erfolgreichen Übung beendeten wir den Unterricht.
Wie ich festgestellt habe, soll
man den Tag nicht vor dem Abend loben. Wir bellen jetzt wieder vermehrt auf der
Fensterbank (gen Westen) und haben dabei die Entdeckung gemacht, dass man vom
zweiten Wohnzimmerfenster aus (gen Süden) den Passanten, Hund oder was immer es
wagt an unserem Haus vorbeizugehen, nun auch noch von dort verbellen kann. Ich
vermute fast, Bya-ra ist nach der einen Stunde anstrengendem Training leicht
überdreht und ein bisschen Ruhe würde ihr gut tun. Vielleicht tut’s ja ein
Kauknochen? Ich denke ich werde mir das Seminar am nächsten Donnerstag
„Aggressionsverhalten“ noch zusätzlich reinziehen, obwohl ich viel gelesen,
gehört und gesehen habe zu diesem Thema. Ich habe jedoch festgestellt, dass man
immer wieder neue Erkenntnisse gewinnt, zumal auch meine Hunde mich immer
wieder mit kleinen, netten Überraschungen vor neue Probleme stellen.
Nachtrag zum 31.8.05
Mittwoch - Der Tag danach und
die Auswirkungen des Trainings
Na, das war’s dann wohl mal
wieder! Alles was wir gestern geübt haben war für die Katz!
Da versucht man unangenehmen
Situationen sprich unbekannten Hunden aus dem Weg zu gehen und gerät dabei vom
Regen in die Traufe. Bereits morgens machte ich schon die ersten unangenehmen
Erfahrungen. Bya-ra hätte nach dem konzentrierten Üben gestern unbedingt einen
Tag Ruhe gebraucht, stattdessen gerieten wir von einer dummen Situation in die
nächste. Beim ersten Gassigehen traf sie ihren Freund, den Pudel aus der
Nachbarschaft, begrüßte ihn, wusch ihm zärtlich die Ohren und es hätte ein ganz
netter Spaziergang werden können. Dummerweise hielten wir uns am Zaun zum
Grundstück der beiden Irischen Wolfshunde auf, wo sie manchmal etwas
auftrumpft, wenn der große Rüde zu grollen beginnt. In dem Moment kamen zwei
Jogger mit einem ebenfalls joggenden Hund den Weg entlang.
Ausweichmöglichkeiten gab es nicht und die 3 Jogger brauchten natürlich den
ganzen Weg für sich, mussten sich ja auch noch nebenbei unterhalten. Bya-ra
kläffte natürlich hinter ihnen her, was auch sonst? Und vom gegenüberliegenden
Zaun her taten die beiden Wolfshunde ihr übriges dazu, um die Jogger zu
vertreiben. Das war noch harmlos im Gegensatz zum Nachmittagsspaziergang. Auch
da habe ich versucht irgendwelchen Situationen, die Bya-ra aufregen und den
Erfolg von gestern zunichte machen könnten, zu umgehen. Aber dann hätten wir
uns wohl in Luft auflösen müssen. Als einige Leute mit Pferd und freilaufendem
Hund in Sturmesschritten hinter uns her kamen, wusste ich keine andere
Möglichkeit, als mich mit Bya-ra und Indra zu einer Holzbank am Wegrand
zurückzuziehen. Bya-ra war von mir durch nichts von der herannahenden „Gefahr“
abzulenken und hing natürlich in den Seilen, als der „Feind“ uns erreicht
hatte. Wildes – eher wütendes – Gekläffe, ganz wie Gesar, kaum noch zu bändigen
und nach allem schnappend was sie erreichen konnte. Dabei traf es kurz Mama
Indra. Was aber auch kein Wunder war, denn mittlerweile stand der freilaufende
Hund ebenfalls bellend, knurrend und schnappend vor uns, ohne dass sich sein
Frauchen sonderlich dafür interessierte. Man kann sich vorstellen, wie sauer
ich war, wobei „sauer“ sehr vorsichtig ausgedrückt ist, denn ich habe lautstark
kundgetan, was ich von der ganzen Sache halte, so dass es auch die
Hundebesitzerin nicht überhören konnte.
Völlig entnervt rief ich danach
sofort Jutta Knorr an, was für mich auch wichtig war, denn ich brauchte
unbedingt einen Zuspruch nun nicht aufzugeben. Mein erste Reaktion war: „Dieser
Hund wird verkauft.“ Ja, ich
habe schon etwas Angst, dass sie sich entwickelt wie Gesar, obwohl ich
natürlich weiß, dass alle Hunde an der Leine ein bisschen doof sind. Aber mit
diesem Hund will ich züchten und ich sehe große Probleme jemals einen Welpen zu
behalten, der dann alle Schandtaten von Mama Bya-ra lernen würde.
Nachtrag zum 1.9.05
Donnerstag - Hundetraining mit
Mama und Papa
Nach Bya-ras Ausrastern hatte
ich beschlossen Spaziergänge nur noch mit ihr alleine zu unternehmen, was
bedeutet, dass ich nun mit jedem Hund einzeln gehen muss. Ehrlich gesagt hatte
ich nicht wirklich Lust auf drei Spaziergänge nacheinander und immer den
gleichen langweiligen Weg. So beschloss ich alle drei mit zum Hundeplatz zu
nehmen. So richtig viel konnte man nicht üben, denn die Sonne meinte es recht
gut mit uns und knallte erbarmungslos auf uns herunter. Aber immerhin wurden
auch meine beiden Oldies mal wieder ein bisschen gefordert, damit sie nicht
einrosten. Platz und Bleib-Übungen funktionierten mehr oder weniger gut, da wir
versuchten, nur immer einen Hund und zwar Bya-ra abzurufen. Gesar kapierte auch
recht schnell und blieb zumindest solange liegen bis Indra sich nicht mehr
beherrschen konnte und zu mir rannte. Als Othello noch zur Gruppe dazu stieß
benahm sich meine gesamte Zucht natürlich wieder total daneben. Gesar ließ sich
aber langsam wieder zum Arbeiten und Fuß gehen überreden, ohne jedes Mal den
armen Othello dumm anzumachen. Der wiederum verstand überhaupt nicht, warum er
nicht von der Leine und spielen durfte. Leider endete die Unterrichtsstunde für
Bya-ra und mich etwas betrüblich. Irgendwie hatte sie sich wohl vertreten oder
war mit der Pfote in etwas Spitzes getreten. So jedenfalls unsere erste
Vermutung, denn sie hob die linke Vorderpfote, auch beim Sitzen, und lief nur
noch auf drei Beinen. Sehr aufbauend! Sollte das schon wieder einen
Tierarztbesuch ankündigen? Und so war es, denn auch zu Hause angekommen konnte
ich keine wesentliche Besserung feststellen. Das änderte sich allerdings
bereits auf dem Weg zur Praxis und war im Wartezimmer fast ganz verschwunden.
Allein das Wort „Tierarzt“ scheint schon heilende Reaktionen auszulösen. Aber
im Endeffekt war es doch gut, dass ich meine kleine Gewitterhexe – die übrigens
im Wartezimmer ein einziges Lämmchen war – dem Tierarzt vorstellte. Scheinbar
hatte sich Bya-ra kurzfristig die Schulter ausgerenkt, die aber sofort wieder
zurückgesprungen war, wenn ich das richtig verstanden habe. Wir entschieden uns
gegen eine schmerzstillende Spritze, denn ohne Schmerzen würde Bya-ra
wahrscheinlich gleich wieder durch die Gegend toben und eigentlich sollte sie
die nächsten Tage Ruhe halten. Das dürfte ohnehin schon schwierig genug sein.
Die Schulter wird täglich mit Heparin eingerieben und weiter beobachtet. Sollte
sich der Zustand ständig verändern, besser und wieder schlechter werden, so
wäre das ein Grund zum Röntgen. Wir wollen hoffen, dass uns das erspart bleibt.
Nachtrag zum 2.9.05
Freitag - Hundebegegnungen
Genau genommen ist im Moment
jeder Spaziergang mit Bya-ra nichts als Arbeit und volle Konzentration. Und ich
erkenne auch, dass ich unbedingt mit ihr alleine gehen muss, um das Problem in
den Griff zu bekommen. Heute Morgen begann ich den Spaziergang von Anfang an
mit Clickern, um Bya-ra auf mich aufmerksam zu machen. Und es stand auch gleich
die erste Hundebegegnung an: fremder Hund, mit Fahrradfahrer, nicht angeleint.
Was tun? Während ich schon den Ansatz machte, Bya-ra anzuleinen, rief mir der
Radfahrer freundlich zu, sein Hund wäre verträglich und kein Problem. Um also
nicht unnötig negative Situationen zu provozieren, ließ ich Bya-ra frei und zu
dem anderen Hund hinlaufen. Da es netterweise ein Rüde war und Bya-ra im Grunde
genommen keine Schwierigkeiten mit anderen Hunden hat – ohne Leine – verlief
die Begegnung auch ohne Komplikationen. Wir drehten die Runde um die berühmten
vier Ecken und kamen so am Grundstück mit den beiden Wolfshunden vorbei. Mit
Durchklickern, einem kurzen Ansatz von Bya-ra doch Theater zu machen, kamen wir
recht gut an den bösen bösen Hunden vorbei. Es ist schon traurig, wenn man
bedenkt, dass sie diese beiden von klein auf kennt und immer mochte, bis sie
einmal eine unangenehme Begegnung miterlebte, bei der der Wolfshundrüde sich
mit Gesar anlegte. Das hat Yari nicht vergessen und ich weiß nicht, ob ich das
jemals wieder aus ihrem Gedächtnis löschen kann. Nachmittags wieder ein
anstrengender Gang. An alles was menschlich ist und daher sicher nicht beißt,
geht Bya-ra inzwischen wieder fast problemlos vorbei. Ich unterstütze dies
allerdings auch noch mit zusätzlichem Clickern, denn ich hoffe, dass der Tag
kommt, an dem sie sofort mit Blickkontakt reagiert, sobald sich uns Mensch,
Tier oder Sonstiges nähert. Zwei freilaufende Hunde auf dem Parallelweg
stellten auch kein Problem dar. Sie interessierte sich zwar kurz dafür, aber
noch mehr für die Leckerchen in meiner Hand. Auf dem Rückweg kamen uns diese
beiden Hunde (Tara und Balou) entgegen. Wobei Bya-ra Balou kennt und mag, aber
die Begegnung mit einer freilaufenden Tara neu war. Also auch ein Fall, um
Bya-ra besser nicht anzuleinen. Tara gegenüber benahm sie sich denke ich etwas
verunsichert. Tara wollte spielen, aber Yari traute ihr nicht und wollte sie
wegjagen. So kenne ich ihre Reaktion bei größeren Hunden, die sich nicht kennt,
bereits aus der Hundeschule. Es heißt einfach nur: „Lass mich. Dich kenn ich
nicht.“ Automatisch kamen wir auch wieder bei den beiden Wolfshunden vorbei.
Gleiches Spiel wie morgens. Yari ging Fuß mit Blickkontakt. Und wieder hatte
sie einen kurzen Aussetzer und wollte sich ins Geschirr legen. Ich merkte aber,
wie sie mich oder den rot-gelben Clicker (?) in den Augenwinkeln erfasste und
innehielt, um an ihre Fuß-Geh-Position zurückzukehren. Das „Wau“ war ihr
regelrecht im Halse stecken geblieben. Trägt die Übung die ersten Früchte? Ja,
aber nur bis vor unser Hoftor. Dummerweise kamen gerade in dem Moment, als ich
aufschließen wollte, zwei Kinder mit kleinen Hunden den Bürgersteig entlang,
ich konnte nicht schnell genug in den Hof ums Haus verschwinden, ohne dass Yari
noch einen Blick der beiden erhaschen konnte. Kläff Kläff!
Nachtrag zum 6.9.05
Dienstag
Das Wochenende verlief mehr
oder weniger friedlich, da uns freundlicherweise keine oder nur nette Hunde
begegneten. Mit einer kleinen Jack Russel Hündin gab es etwas Zoff, was aber
nicht von Bya-ra ausging. Ich war mit Bya-ra auf die Wiese ausgewichen, da die
Jack Russel Hündin am Fahrrad ohne Leine lief. Als sie aber auf uns
zugeschossen kam, gab ich auch Yari frei, leider wurde das begonnene Spiel
gleich ein bisschen ruppig und durch mein lautes „Aus“ gestoppt. Die kleine
Hündin entschied sich dafür nicht weiter mit Bya-ra zu spielen und lief zu
ihren Besitzern zurück Bya-ra fand das sehr schade und sie sah ihr lange nach.
Ansonsten hatte sie noch ein Date mit dem heiß geliebten Nachbarspudel, was
natürlich absolut kein Problem darstellte. Auch Nachbarshund Bobby überprüfte
mal kurz wie lange wir noch auf Bya-ras Läufigkeit warten müssen. Die Rüden
stellten allgemein fest, dass es noch dauert. Gestern haben wir uns mal wieder
kurz vergessen, als uns ein Hündchen an der Leine entgegenkam. Ich denke aber,
der Fehler lag auch etwas bei mir, ich ließ zwar Bya-ra auf der rechten Seite,
also in meinem Schutz laufen, aber ich hätte sofort umdrehen müssen, als ich
spürte wie sie sich aufplusterte. Mir fehlt es eindeutig an Autorität, nicht
nur in Bezug auf Hunde. Im Endeffekt sieht es doch so aus, dass wir Menschen
die Fehler machen und unsere Hunde nur darauf reagieren. Ich gebe Bya-ra nicht
genug Sicherheit. Wir sind beide nervig und so gesehen passen wir überhaupt
nicht zusammen. Doch den falschen Hund behalten?
Übrigens steckt in Bya-ra viel
viel Katze. Unser schwarzer Teufel Sheila hat ein neues Spielzeug, eine kleine
Felltasche mit einem Catnip-Päckchen. Inzwischen hat sich Bya-ra dieses
Spielzeugs bemächtigt und macht sich einen Spaß daraus, immer wieder dieses
Catnip-Päckchen herauszufischen. Ich wusste gar nicht, dass auch Hunde auf
diesen Geruch reagieren.
Nachtrag zum 15.09.05
Inzwischen bin ich ehrlich
gesagt schon etwas gefrustet und frage mich ganz ernsthaft, ob es sinnvoll ist
mit diesem Gewitterweib namens Bya-ra zu züchten. So wie die Situation jetzt
aussieht – mit jedem Hund einzeln gassi gehen – kann ich mir nicht vorstellen,
wie ich das Großziehen der Welpen meistern soll. Ich stehe mehr oder weniger
alleine da, denn auf die Hilfe meiner Töchter kann ich nicht mehr zählen. Alle
haben mich gewarnt, Bya-ra als dritten Hund zu behalten, nun hab ich den Salat
und muss da durch. Es hat sich eben familiär einiges geändert im Laufe der Zeit
und für mich wird es schwierig. Wenn ich mir vorstelle, dass zu dem täglichen
x-mal Spazierengehen auch noch dazu kommt, dass ich wahrscheinlich nachts kaum
ein Auge zu bekomme … Ich weiß nicht, ob und wie ich das durchhalte. Es kommt
eins zum anderen, eine pflegebedürftige Mutter im Hause, zwei erwachsene
Töchter, von denen eine noch im Hause wohnt, aber ganztags berufstätig ist und
dass der Arbeitgeber meines Mannes umgezogen ist und mein Mann damit einen
weiteren Weg zur Arbeit hat, d.h. seltener zu Hause ist, um mich zu
unterstützen. Und da wäre noch unsere Katze Sheila, die Nervensäge, die sich
mit Bya-ra nur minutenweise versteht und man immer Angst haben muss, dass die
Stimmung umschlägt und es kracht. Keine gute Ausgangsposition zum Züchten,
oder? Ich werde noch reiflich darüber nachdenken müssen. Ich hoffe Bya-ra lässt
mir noch etwas Zeit dafür und wartet noch mit ihrer Hitze.
Übrigens hat sich Bya-ra am
letzten Donnerstag in der Hundeschule super benommen. Sie war nur mit Ben
alleine, wobei sie ihn zuerst einmal fertig machen wollte, weil beide an der
Leine waren. Das habe ich aber relativ schnell in den Griff bekommen und beide
haben alle Aufgaben super gelöst und waren wirklich vorbildlich. Bei
Spaziergängen ist es derzeit so, dass ich inzwischen mit Bya-ra wieder ganz
ordentlich an Fußgängern, Radfahrern etc. vorbeigehen kann während es bei
anderen Hunden komplizierter ist. Auch ohne Leine kann sie sehr frech sein. Es
grenzt schon fast an Größenwahn, dass sie bei einer Begegnung mit einem
Kurzhaar-Collie-Rüden und einer Labrador-Hündin die Hündin mit viel „Hau-ab“-Gekläffe
verjagt hat. Mit einer kleinen Jack-Russell-Terrier-Hündin namens „Amy“ hat sie
sehr nett gespielt. Ohne Leine – alles kein Thema. Dafür habe ich einmal den
Fehler gemacht meine drei Trabanten mit in den Garten zu nehmen, weil ich mir
in den Kopf gesetzt hatte, nun doch mal endlich meine Blumenbeete vom Unkraut
zu befreien. Danach war Bya-ra so aufgewühlt, dass ich sie kaum noch beruhigen
konnte. Dieses Theater, das meine Bande da draußen am Gartenzaun lautstark
veranstaltet, kann ich meinen Nachbarn und mir selbst nicht zumuten. Oh weh,
wenn das hier ein Welpeninteressent liest, dann verwirft er sofort den Gedanken
an einen Kauf! Aber keine Sorge, das Problem liegt nicht beim Tibet Terrier an
sich, sondern vielmehr daran, dass ich hier ein richtiges Rudel habe und ein
Hund doch mehr darauf achtet, wie sich seinesgleichen verhält, als auf den
Mensch an seiner Seite. Eine ganz schwierige Aufgabe, die allerdings durch eine
sehr temperamentvolle Bya-ra nicht gerade leichter zu lösen ist. Der nächste
Punkt ist natürlich die Pflege von drei Langhaar-Hunden. Eigentlich zuviel,
denn obwohl ich nicht sagen kann, dass ich ungern bürste, habe ich manchmal
schlicht und einfach „kein Bock“ mehr, was dann zur Folge hat, dass ich
schludere und mich später über mich selbst ärgere, weil ich dann so richtig mit
Filzknoten zu kämpfen habe.
Ich habe jetzt hoffentlich
niemanden verschreckt, indem ich mein Herz ausgeschüttet und mir den Frust von
der Seele geschrieben habe. Vielleicht treffe ich ja sogar auf etwas
Verständnis und ernte ein paar tröstende Worte von anderen Hundebesitzern, bei
denen auch nicht immer alles rosig und eitler Sonnenschein ist.
Noch eines habe ich vergessen
zu erzählen, was zu den positiven Überraschungen gehört. Gestern habe ich
wiederum vor der Entscheidung gestanden, drei Einzelspaziergänge zu bewältigen
oder das Auto zu schnappen und mit der ganzen Bande irgendwo in den Taunus zu
fahren. Ich entschied mich für letzteres. Als ich auf dem Parkplatz am
Sandplacken Richtung Feldberg jede Menge parkende Autos entdeckte, wurde es mir
gar nicht besser. Wollte ich nicht eigentlich den Massen entfliehen? Ich schlug
aber mit meinen drei aufgeregten Bestien einen anderen Weg ein als die meisten
Spaziergänger. Und so waren wir ganz allein im unbekannten Wald. Meine
Hütehunde hatten irgendwie Sorge, wie würden nie wieder nach Hause
zurückfinden, wollten gar nicht richtig vorwärts laufen und hätten fast noch
recht behalten, denn auf dem Rückweg hatte ich mich tatsächlich vertan dank
meines schlecht ausgebildeten Orientierungssinns, aber zum Glück schlug Gesar
schnurstracks den richtigen Weg ein, ließ sich auch nicht beirren und führte
uns prompt zum Auto. Toller Hund! |