Milka

Milka – mein Sonnenscheinkind 

Milka eroberte mein Herz im Sturm. Für mich war sie das süßeste Hunde-Baby der Welt. Kein Wunder, denn ich war und bin mindestens genauso verliebt in ihren Papa Chin, wie Bya-ra es am Tag der Hochzeit war. 

Geboren wurde Milka am 23. November 2007 als drittes von fünf Babys. Es war der zweite Wurf ihrer Mama Bya-ra und der vierte in meinem Tibet-Terrier-Zwinger „Srinagar Danda“.  

Milka und ihre vier Geschwister waren bereits in der Welpenkiste eine echte Herausforderung. Fünf kleine starke Persönlichkeiten, immer kampfbereit und voller überschüssiger Energie. Ein Granaten-Wurf!  

Milka-Sausebraus, so habe ich sie schon genannt, als sie mit ihrem Geschwistern durch unseren Garten fegte. Das Lachen im Gesicht und als Begleitmusik das typische Milka-Gebrummel. In Turbo-Geschwindigkeit dreht sie ihre Runden – damals wie auch heute.  

Eigentlich war sie hier gar nicht von allen so richtig willkommen als Hund Nr. 5 im Rudel mit zwei inzwischen nicht mehr ganz taufrischen Senioren (Opa Gesar und Oma Indra), ihrer Mama Bya-ra, die ihre liebe Not und Mühe mit Milkas Erziehung hatte, und Milkas großer Halbschwester Kar-mi , an die sich Milka in der ersten Zeit sehr klammerte. Nur habe ich es nicht übers Herz gebracht Milka abzugeben. Kein Welpenkäufer wäre mir gut genug gewesen. Wider alle Vernunft habe ich es durchgezogen und Milka blieb! Sie hat mich viele Nerven gekostet, die kleine Göre wollte und wollte nicht stubenrein werden, liebte es in einer nicht enden wollenden Pubertät immer wieder ihre Mama zu provozieren und zu testen. Aber trotz Stress hätte ich Milka niemals abgeben können, unabhängig davon, ob zuchttauglich oder nicht. Oft genug kamen mir Zweifel. Vielleicht ist sie mein letzter Hund, vielleicht aber auch die Zukunft meines Zwingers. Nicht umsonst trägt sie den Namen „Da-cha Milica“. Da-cha bedeutet: Zukunft. Inzwischen hat sie die Voraussetzung zur Zuchtzulassung so gut wie erfüllt und wurde mit 1 ½ Jahren in Breitenau im Westerwald (genau wie ihre Mama) bei Herrn Habig als Zuchtrichter angekört.  

Milka ist aus der Art geraten. Sie hat charakterlich so wenig von ihrer Mama. Eher sehe ich ein bisschen Opa Gesar - den sie übrigens sehr mag und vor dem sie Respekt hat - in ihr, oder auch Oma Indra. Die dunklen ausdrucksvollen Augen hat sie ganz eindeutig vom Papa. Und das Näschen, das unter dem Haarbüschel hervorlugt, erinnert ebenfalls sehr an ihn. Das Strahlegesicht und Sonnenscheingemüt scheint sie von Chins Papa „Kanpo“ geerbt zu haben, von den Farben ähnelt sie ihrer Oma „Mecci“. Milka bellt zum Glück sehr wenig. Bis zum Alter von 1 ½ Jahren fast gar nicht. Eher hört man von ihr ein kurzes „Wuff!“ Das Bellen hat sie sich erst spät von den Großen abgeschaut und wohl festgestellt, dass man damit etwas bewegen kann. Trotzdem hält es sich im Gegensatz zu Bya-ra und Kar-mi noch in Grenzen.  

Milka, das Wildschwein! Und noch eine Eigenart, die ungewohnt und neu für mich ist. Milka ist nicht zu halten, wenn sie irgendwo einen Teich, eine Pfütze oder einen Bach sieht. Und je schlammiger, umso besser! Sie taucht regelrecht ab und hatte mir in ihrem ersten Dänemark-Urlaub einen gehörigen Schreck eingejagt, als sie vom Rand in den See sprang, und zwar ins tiefe Wasser. Aber mein Hund kann offensichtlich schwimmen! Der Rest der Hundefamilie meidet Wasser eher. Maximal gehen sie mit den Pfoten in den Bach. Indra bleibt sogar ratlos stehen, wenn eine Pfütze im Weg ist. Andererseits aber hasst Milka Regenwetter. Dann verschläft sie am liebsten den Tag, mutiert zum Couch-Potatoe und setzt keine Pfote auf den nassen Rasen.  

Eine weitere Eigenschaft meiner Knuddel- und Schmusepuppe ist die Zuneigung zu allen Menschen. Hatte ich doch bisher eher die rassetypisch misstrauischen Tibet-Terrier (außer Indra), die eben nicht zu jedem Spaziergänger hinlaufen, um sich streicheln zu lassen, ist Milka das Gegenteil. Hier muss ich aufpassen, dass sie den Menschen nicht bis zur Nasenspitze oder spontan auf den Schoß hüpft. Sie kassiert mit Vorliebe überall Streicheleinheiten. Sie wäre der perfekte Kinderhund, vorausgesetzt man hat sie im Griff. Denn sie ist schlau und benötigt zuweilen eine klare und deutliche Ansage. Dann kann sie brav sein, die Unschuldsmine aufsetzen und uns glauben lassen, dass sie niemals etwas Verbotenes tun würde – solange bis man ihr den Rücken zudreht.  

Eine weitere Eigenschaft, die ich bisher in solch ausgeprägter Form nicht kannte, ist das Weglaufen. Ich kann mich nicht erinnern mit einem meiner Hunde derartige Probleme gehabt zu haben. Indra und Gesar liefen immer unangeleint. Gesar ist mir als Junghund einmal im Feld abgehauen – Richtung Misthaufen! Das war aber auch alles. Er hat überhaupt keinen Jagdtrieb. Als er im Urlaub mal einem Fasan fast auf den Schwanz getreten ist, hat er sich  noch bei diesem dafür entschuldigt. Indra hatte immer viel zu viel damit zu tun auf mich aufzupassen und mich einzusammeln, auch sie wäre niemals weggelaufen. Genau wie Bya-ra, bei der ich mir allerdings vorstellen könnte, dass sie – je nach Tageslaune - durchstartet, wenn sie sich erschreckt. Aber Milka hat die Ohren oft auf Durchzug, merkt vor lauter Begeisterung, wenn sie einen Hund und andere interessante Dinge sieht, gar nicht dass sie verloren geht. Sie ist schon mehrmals selbstvergessen und sich des Lebens freuend weggelaufen, und nicht nur mal eben 50 m. Daher ist Vorsicht geboten und es kommt oft die Schleppleine zum Einsatz. 

Aber Milka kann auch ein Angsthäschen sein, auch wenn sie oft so cool wirkt, ist und war, so dass die Trainerin im Welpenkurs meinte „Sie ruht in sich selbst!“ Das war leider nur der Fall bis Pubertät und Läufigkeit das kleine Hundemädchen total durcheinander brachten. Das ganze Auf und Ab der Hormone, die erste Scheinschwangerschaft … Milka wusste nicht, ob sie Baby oder Frau sein sollte und benahm sich dementsprechend. So gibt es bei ihr Phasen in denen sie allem und jedem ganz relax und lässig begegnet und sie nichts erschüttern kann, aber auch Zeiten, in denen sie sich (z.B. beim Tierarzt oder auf Ausstellungen) sehr ängstlich zeigt. Milka ist eben immer für Überraschungen gut. Mit ihr wird es garantiert nie langweilig.